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G. van Muyden.
in keinem Zusammenhang, und es verleiht überhaupt die indirecte Redeform dem Styl etwas nach unseren Begriffen so Schwerfälliges, daß wir möglichst davon absehen. Man lese z. B. die leider meist in der indirekten Rede abgefaßten Kammerberichte mit ihren jeden Augenblick wiederkehrenden: „Er (Redner) sei zwar davon überzeugt, daß ihn (den Vorredner) kein Vorwurf treffe re.", und man wird uns beipflichten müssen.
König Ludwig I. von Bayern versuchte es, der sogenannten Partieipial-Konstruktion auch im Deutschen Bürgerrecht zu verschaffen, und wurde ob des frevelhaften Beginnens von den damaligen Witzblättern weidlich ausgelacht. Unsers Erachtens sehr mit Anrecht. Die englische wie die niederländische Sprache, die doch zum germanischen Sprachstamm gehören, bedienen sich des Partizips in ausgedehntem Maße, und wir sehen daher nicht ein, weshalb wir uns einer Konstruktion entschlagen müßten, die zur Verschönerung der Rede so wesentlich beiträgt. Osla tait, il norm guitta. ^.^aut ä voir plrmiorrrs porsonnos, )a partirai äs bonna llorrrs. Na soanr, ötant toinböa nialack.6, va pn886r l'llivor ckaii8 Io Nicki. So sprechen die Franzosen. Wie schwerfällig dagegen die entsprechenden deutschen Redensarten: „Nachdem dies geschehen, verließ er uns." „Da ich mehrere Leute zu besuchen, habe, so muß ich früh abfahren" oder: „Ich habe mehrere Leute zu besuchen und muß deshalb früh abfahren." „Meine Schwester wird den Winter im Süden zubringen, weil sie krank geworden ist" oder „in Folge ihrer Erkrankung!"
Schwerfällig ist auch im Deutschen die Verbindung zwischen dem Haupt zeitwort und dem abhängigen Infinitiv, beziehungsweise in vielen Fällen mit dem abhängigen Satze, weshalb wir meist an Stelle des Infinitivs ein Hauptwort verwenden, welches Verfahren aber dem Satzbau nicht zu einer erheblich größeren Leichtigkeit verhilft. „Er begnügte sich damit, daß er den Beleidiger zur Rechenschaft zog" heißt französisch: II 86 eoutouta Ü6 cktznnmcksr rai.80n a 1'in8u1t6ur. „Der Taucher wurde damit beauftragt, die Ueberreste des untergegangenen Schiffs zu untersuchen" oder: „Der Taucher wurde mit der Untersuchung.be
auftragt." Französisch dagegen: Dk xlouZsur lut ellai-Ab ck'rckior ä lg, rsollsrelio, re. „Dadurch daß er häufig wiederholt laut schrie, rief er endlich Leute zur Hülfe herbei": ^ torao cku erisr, re. Weshalb die deutsche Sprache nicht auch diese allerdings nicht sehr störende Schlacke abstreisen könnte, will uns nicht recht einleuchten.
Einige Worte zum Schluß über das Hanptge- brechen der deutschen Sprache: die Wortstellung. Außer Frage steht es zwar, daß die Sache nicht
mehr so schlimm ist, wie vor etwa hundert Jahren, und daß wir uns dem Normalzustände allmählich etwas genähert haben. Max Twain, der große Schalk, machte sich kürzlich über den deutschen Styl mit folgendem Satzungethüm lustig:
„Da die Koffer gepackt waren, reiste er, nachdem er Mutter und Schwester nochmals geküßt und sein angebetetes Gretchen, das in einfachen weißen Mousselin gekleidet, eine einzige Rose in den Flechten seines braunen Haares, obgleich noch von der Erregung und dem Entsetzen des vorhergehenden Abends bewegt und voll Sehnsucht, sein armes, schmerzendes Köpfchen nochmals an die Brust des Mannes zu legen, den es mehr als sein Leben liebte, unsicheren Schrittes die Treppe herabgeschwankt, an die Brust gepreßt hatte, ab."
Nun, solche Räthselaufgaben kommen allerdings kaum noch vor, es sei denn im Hof- und Kurial- styl, wo es beispielsweise heißt: S. M. der König haben allergnädigst geruht, den nachbenannten Herren (hier folgen bisweilen mehrere mit Namen voll- gespickte Spalten) den Orden vom rothen Löwen zu verleihen." Wir sind indessen von der Vollkommenheit noch weit entfernt und befleißigen uns, im Gegensätze zu der überwiegenden Mehrheit der Völker der Neuzeit, einer Satzbildung, die den Gesetzen der Logik Hohn spricht und nur bei solchen Sprachen, wie die lateinische und griechische, an- gehen mag, wo die vollen Casusendungen bei Hauptwörtern einen Ariadnefaden durch das Wort-Labyrinth bilden. Erst kommt doch der Handelnde, dann die Bezeichnung der von ihm vorgenommenen oder vorzunehmenden Handlung, und endlich das Ziel derselben. Das ist der logische Gedankengang, von denen Franzosen und Engländer nur in bestimmten Fällen abweichen. Ebenso erfordert es die Logik, daß die Eigenschaften eines Gegenstandes auf die Erwähnung desselben folgen, es sei denn, daß die Angabe dieser Eigenschaften so kurz ist, daß der Geist ohne Mühe über dieselbe hinweg zur Hauptsache eilen kann. Wir stellen hingegen diese Eigenschaften stets voran und schreiben z. B.: „Gedenken wir zunächst eines umfangreichen, zwar vor Allem dem großen Publikum gewidmeten, aber darüber die wissenschaftlichen Ansprüche fachgelehrter Leser keineswegs außer Acht lassenden Werkes re. (wörtlich aus dem Feuilleton einer großen Zeitung entnommen)." Was thut hingegen der Franzose? Er setzt den Leser sofort au tait, indem er in dem soeben erwähnten Falle gleich erwähnt, es handele sich um ein Buch, woraus er die Eigenschaften desselben aufzählt. Er muthet also dem Leser nicht zu, daß er erst die Zeilen überspringe, um zu erfahren, um was es sich handelt, und dann wieder von vorne anfangen soll: er schreibt vielmehr: tzuolguss mot8 ä uu ouvraZ'6 gui 8'ackro886 ä 1a vsritö aux A6U8 äu