Heft 
(1.1.2019) 05
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A. Ls. Aus dem 5kizzenbuche eines Grientreisenden.

sie würde aber nicht wagen, gewaltsam in dasselbe einzudringen, selbst eine Controls über die In­wohner, über die Geburts- und Sterbesälle ist ihr versagt und es ist deshalb unmöglich, genaue sta­tistische Angaben über die Anzahl der Bewohner von Aegypten zu

machen; es beruhen solche meist auf un­gefähren Berechnun­gen, die wie die Er­fahrung gelehrt hat, sehr täuschen.

Die Unverletz­lichkeit des Hauses, die noch eine Re- miniscenz des frühe­ren Zeltlebens sein mag, hat denn auch seine sehr bedenk­lichen Seiten. Die eigenthllmlichen zum Theil liberalen Be­stimmungen des Ko­ran über das eheliche Leben, die, von dem Reiz des Geheim- nißvollen umwoben, leicht im Abendlande ganz falsche Vor­stellungen erregen, führen in Wirklich­keit oft wenig erbau­liche Verhältnisse herbei. Böse Leiden­schaften, Haß, Eifer­sucht, die zu Unfrie­den im Hause An­laß geben, leisten nur zu häufig schließ­lich dem Verbrechen Vorschub.

Was die Be­ziehungen der beiden Geschlechter betrifft, so ist der Aegypter überhaupt zügellos und roh - sinnlich, und wird hierin von der großen Leichtfer­tigkeit des schönen Geschlechtes unterstützt. M wenig Städten mögen so viel Liebesintriguen statt­finden wie in Cairo, aber nirgends kann auch die Entsittlichung größer genannt werden, und nirgends kommen tragische Endresultate häufiger vor. Früher trug oft der Nil in Säcke genähte Frauenleichen an's Ufer als stumme Zeugen eines blutigen Fa­

Arabisches Wohnhaus.

miliendramas; und schon die Fälle von Beseitigung neugeborener Kinder, die zur Kenntniß der Behör­den kommen, weisen eine unglaublich hohe Ziffer auf. Ungeachtet der durch die Polygamie und die Leichtigkeit der Scheidung gebotene Gelegenheit zu

häufigem Wechsel kommen indeß jetzt verhältnismäßig recht viele anhal­tende und dauernde Ehen vor, und es ist in den mittleren und unteren Klassen schon aus ökonomi­schen Gründen sel­tener als man glaubt, daß ein Mann mehr als eine Frau hat.

Die Abschlie- ßnng des Harems ist immer noch so streng, daß selbst im Gespräch der Frauen nicht Er­wähnung gethan werden darf; man betrachtet diese Ver­hältnisse als unter dem Schleier stehend und würde eine große Jndiscretiou be­gehen, wollte man sich bei einem Ehe­mann nach dem Be­finden der Frau er­kundigen; nur mit der Umschreibung, was macht das Ge- heimuiß deines Hau­ses", kann man sein Interesse für dessen schönere Hälfte be- thätigen. Es ist des­halb schwer ein ara­bisches Haus zu be­treten, da es dem Besitzer zunächst un­verständlich ist, daß uns das Interesse für seine Einrichtung zu ihm führt, dem heutigen Araber auch das Verständniß für die Kunst seiner Vorfahren vollständig abhanden gekommen ist, so daß er immer in unserem Besuche eine unlautere Absicht argwöhnen wird.

Pochen wir mit einer Empfehlung versehen an, so erscheint zunächst der Thürhüter, der mit unserem