Heft 
(1.1.2019) 05
Seite
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Das arabische Wohnhaus.

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Hvfensicht eines arabischen Wohnhauses.

Dragoman eine längere Auseinandersetzung be­ginnt, darauf verschwindet jener wieder, die Thür sorgfältig schließend, um nach geraumer Zeit im günstigsten Falle mit dem Besitzer selbst Zurückzu­kehren, es beginnt ein abermaliges langes Pour­parler, währenddem der Araber uns mißtrauische und fragende Seitenblicke zuwirft. Die Genehmi­gung wird endlich widerstrebend ertheilt, der Haus­herr verschwindet, um zunächst sein Haus zum Empfang vorzubereiten, das heißt seine Frauen in sicheren Gewahrsam zu bringen, was wieder eine unendliche Zeit in Anspruch nimmt. Der Araber, der den Werth der Zeit nicht hoch in Anschlag bringt, empfindet es nicht als eine Unhöflichkeit, den Fremden über die Gebühr warten zu lassen, und unsere Geduld wird deshalb im Orient oft auf harte Proben gestellt.

Ein enger Corridor nimmt uns auf, derselbe ist rechtwinklig gebrochen, so daß der Blick von der Straße aus nicht in den Hof dringen kann, der Thür gegenüber befindet sich eine Nische mit dem Sitze des Thürhüters, des sogenannten Mastaba. Ein zweites solides Thor passirend, treten wir in den Hof.

Da man den kostbaren culturfähigen Grund und Boden des Nilthales so intensiv wie möglich aus­zunutzen suchte, drängte man die Städte auf ein enges Terrain zusammen und beschränkte beim Bau der Häuser thunlichst deren Flächenausdehnung. Des­halb sind selbst bei opulenten Anlagen in Cairo die Hose verhältnißmüßig klein, ganz im Gegen­sätze zu den großartigen Höfen von Damaskus, die mehr einem von dem Hause eingeschlossenen Garten gleichen.

Er vertritt daher hier mehr die Stelle eines großen Vorsaales, in welchem sich das häusliche Leben der Inwohner größtenteils abspielt.

Der Hof ist ungepflastert und mit einzelnen Bäumen bepflanzt. Ein Ziehbrunnen, vom Nil ge­speist, liefert das Trinkwasser. Eine hübsche Laube dient im Sommer zum Empfange der Gäste. Die Hoffayade ist meist von reiner Stein-Arbeit und überrascht uns durch ihre reiche architektonische Aus­bildung.

Den Glanzpunkt bildet eine gegen Norden ge­richtete Halle mit einer eleganten Bogenstellnng, die um einige Stufen über dem Niveau des Hofes liegt und zu der man eine mit zierlichem Geländer ver­sehene Freitreppe emporsteigt.

Die Capitellform der die hufeisenförmigen Bogen stützenden Säulen ist die spätrömische oder byzan­tinische, da der eigentliche arabische Styl sich eine eigene Sänlenordnung nicht geschaffen hat.

Eine Bandverschlingnng, die in mehr oder we­niger reichen Formen immer wieder das Motiv der Umrahmung bildet, faßt die Bögen ein; Einsätze von bunten glasirten Fayencen in den Verknotungen des Bandes oder in den Bogenzwickeln verleihen den Fa^aden eine reichere und farbige Wirkung.