Heft 
(1.1.2019) 05
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A. Ls. Aus dem Skizzenbuche eines Grientreisenden.

Ein weit vorragendes Schutzdach auf Holz- consolen, über den Bögen angebracht, vor der Sonne schützend, und vergitterte Fenster und Erker erhöhen noch den malerischen Reiz.

Eine besondere Thür, die durch ihre reiche Aus­stattung über ihre Be­stimmung keinen Zwei­fel läßt, führt in den für die Frauen reser- virten Flügel. Sie setzt sich in eine hohe recht­winkelige Nische ein, die sich nach oben in Sta­laktitenwerk zusammen­zieht und durch eine sphärische Kuppel wie­der in die Wandfläche übergeht. Ein kleines vergittertes Fenster über dieser Thür dient dem Haremswächter zur Controls der Eintre­tenden.

In der Anlage des Hofes erkennt inan überall das Bestreben, mit weiser Berücksich­tigung der Anforderun­gen des Klimas den Bedürfnissen und Be­quemlichkeiten in jeder Beziehung Rechnung zu tragen, da hierbei auch die gefällige Form nicht außer Acht gelas­sen ist und jede an­scheinende Zufälligkeit ihre innere Bedeutung hat, so macht diese ganze Hofanlage einen harmonischen angeneh­men Eindruck.

Im Niveau des Hofes liegen zuvörderst die Wirthschaftsräume, die Küche, Bäckerei, die Wohnungen für die männlichen Diener, so­wie die Stallung für die in Cairo unerläßlichen Reitesel,- nebst Futter- und Sattelkammer.

Wir betreten zunächst die Halle, die sogenannte Nuoüta bosli, in der die lausenden Geschäfte abgemacht werden und in welcher die Leute empfangen werden, die man ihrer niederen Stellung wegen nicht in die Zimmer einläßt.

Sie bildet eine Vorhalle zu der sogenannten Nanckarg., dem Empfangszimmer des Herrn. Mit einer gewissen Feierlichkeit und nach ganz bestimm­tem Ceremoniell wird uns hier von einem Diener der arabische Willkommen, ein Täßchen schwarzer

Kaffee, gereicht. Ge­wöhnlich die einzige bescheidene Leistung, zu der sich die vielgerühmte arabische Gastfreund­schaft ausschwingt. Bei dieser Gelegenheit er­wartet der Wirth, daß ihm einige Schmeiche­leien an den Kops ge­worfen werden, die je stärker sie aufgetragen sind, auf einen um so empfänglicheren Boden fallen und die in nach unseren europäischen Begriffen sehr starken Dosen erwidert werden. Die Nanüara besteht aus 2 Abtheilungen, einein Vorraum der Vurüä. und dem eigent­lichen Salon oder- >vau, und ist in seiner Ausstattung und Ein­richtung ganz ähnlich, nur bescheidener wie der in der Frauenabtheilung liegende Hauptranm des ganzen Hauses, die sogen. Lau. Eine Thür führt von hier direet in die Abtheilung der Frauen. Durch schmale Treppen gelangt man nach der oberen Etage, die meist für Schlaf­zimmer bestimmt ist, wenn die Bewohner nicht vorziehen, in der heißen Jahreszeit ihre Schlafstätte aus dem Dach des Hauses auszu­schlagen. Ein besonderes Augenmerk richtet der Baumeister aus die Anlage einer schwer zu findenden wohlgeschützten geheimen Zelle, zur Bergung des Schatzes in unsicheren Zeiten; auch eine verborgene Thür, die sogen. Lab-sl-Lir, zum Verlassen des Hauses bei einem Ueberfall oder auch zur Ermög- ^ lichung heimlicher Liebesabenteuer ist vorgesehen.

! Der Flügel der Frauen ist ein besonderer Theil

Arabisches Hans in Bulak bei Cairo.

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