Salzburg.
Aine Aahrt auf öer ^ifilabahn.
Von
Heinrich Noe.
der Natur gezeichnet von G. Haid.
Mit Original-Illustrationen, nach
I.
enn Dir, lieber Leser, Dein Glück hold war und Dir vergönnt hat, einmal nach Salzburg und in das Berchtesgadener Land zu kommen, dann hast Du im Süden auch einzelne Spitzen jener weißen Gebirge gesehen, vor welchen der Königssee eingebettet liegt. Links vom Watzmann hinein ragen sie. Die Einbildungskraft wird sich gern mit ihnen beschäftigen und sich beschwingen, um herauszufinden, was jenseits der blendenden Höhen wohl zu sehen sein mag. Sie heißen das Steinerne Meer und der Ewige Schnee.
Ein Blick ans die Karte enthüllt uns das Ge- heimniß der weißen Mauern. Hinter ihnen braust in engen Thülern die Salzach und noch weiter mittagwärts erheben sich die Hohen Tauern, an deren Eispracht sich Jeder erinnert, der vom Großglockner oder Großvenediger gehört hat. Und jenseits der Hohen Tauern kommt noch eine Reihe wilder Gebirge und dann erscheint das Land Italien.
Doch diesmal gehen wir nicht so weit. Wir halten uns an die Thäler, welche das Berchtesgadener Land im Osten, Süden und Westen umringen. Der Salzach-Fluß, welcher die Gletscherwasser der Hohen Tauern mitbringt, bezeichnet zu
gleich auch den Weg, auf dem uns der Dampfwagen in jene Gebiete versetzt. Bis zum Zeller See verfolgt die Gisela-Bahn den Alpenstrom. Mühsam hat seiner Zeit die Menschenhand in engen Schluchten neben ihm den Raum für Menschen und Rosse geebnet. Dann kam noch ein Drittes dazu, die Schluchten zu durchbrechen: der Schienenweg. Der mußte sich, wo ihm die beiden anderen nicht Platz ließen, durch die Felsen der Hänge bohren.
Die Giselabahn umzieht also das Gebiet des Königssees in den drei Himmelsrichtungen, die ich erwähnt habe. Beim Zeller See wendet sie sich nord-, weiterhin dann westwärts dem schönen grünen Innthal und dem Lande Tyrol zu.
Wer die Giselabahn nicht gesehen hat, dem fehlt ein Hauptblatt aus dem Bilderbuche der deutschen Alpen. Dieses zeigt der Verlauf unserer Reise. Wir wollen deshalb vorläufig nicht weiter davon reden. Dagegen will ich nicht verschweigen, daß man den Schienenweg zu Ehren der Kaisertochter getauft und ihn, der gewaltigen Hemmnissen des Gebirges und der Wasser begegnete, in kaum drei Jahren gebaut hat.
Wenn man auf die Landkarte schaut, so erräth man sofort den Grund, aus welchem man vor der Mühe und den Kosten einer solchen Anlage nicht