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(01/01/2019) 06
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Heinrich Noä. Eine Fahrt auf der Giselabahn. 249

geldverschlingendes Spielzeug hingestellt wurde, eine Rolle Vorbehalten sei, an welche man kaum gedacht haben mochte, als- man den ersten Spaten zu ihrer Herstellung ansetzte.

Nimmt man jetzt ein sogenanntes Coursbuch in die Hand, so sucht man umsonst nach dem Na­men Giselabahn. Dagegen findet man die Sta­tionen derselben unter der General - Ueberschrift: Wien - Salzburg - Wörgl- Innsbruck - Buchs. Dieses Buchs liegt südlich des Bodensees am Rhein, in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Vaduz des viel­genannten Fürstenthums Liechtenstein drei Stun­den Fahrzeit von Zürich entfernt. Die Gisela­bahn ist also ein Glied der Strecke Zürich-Wien geworden. Das hat die Durchbohrung des Arl- berges gethan. Am Schlund des Kitzloch, dem sonst nur der Knappe des Rauris-Thales oder der eif­rige Naturbewunderer in die Nähe kam, saust der Courierzug Basel-Wien, der Lastenzug mit unga­rischem Getreide, mit polnischem Hornvieh, das nach Paris geführt wird, vorüber. Die Gisela­bahn, die einst nur Zugang zu den Schaustücken der Hochalpen war, ist in der Welt-Straße unter­gegangen.

Es wird aber aller Wahrscheinlichkeit nach an­ders kommen. Schon will man die Schienenwege, die von Süddeutschland nach Triest gelegt sind, für ungenügend finden. Es ist eine beträchtliche An-

znrückschreckte. Die beiden Endpunkte der Gisela­bahn Salzburg und Wörgl am Inn waren aller­dings schon längst durch eine Eisenbahn verbunden.

Diese letztere aber durchzieht bayerisches Gebiet, also Oesterreich gegenüber Ausland. Da traten denn die sogenannten strategischen Interessen, die der armen Menschheit so viele Opfer auferlegen, ein und veranlaßten ausnahmsweise auch einmal etwas Gutes. Man wollte eine Eisenbahn, welche die beiden Kronländer Salzburg und Tyrol ver­bindet, auf eigenem Grund haben. Bis jetzt ist dem Himmel sei's gedankt der strategische Werth der Giselabahn noch nicht aus die Probe gestellt worden. Statt bewaffneter Heere wird alljährlich eine Invasion von harmlosen Naturbewunderern be­fördert. Noch nie hat der Donner der Kanonen den der Wasserstürze übertönt, die zur Salzach Herausbrechen und von den Schauern jener Ein­öden erzählen, aus deren ewigem Winter sie Herab­kommen.

Es scheint aber, als ob dieser Giselabahn, welche ans Rücksichten der Landesvertheidigung an­gelegt war und Jahre lang, was den Verkehr von Personen anbelangt, in der Hauptsache nur von der Schaar der Touristen befahren wurde so daß schon einmal im Ernste davon die Rede war, den Verkehr den Winter über einzustellen dieser Giselabahn, welche seiner Zeit mehrfach als ein II. 2.

zahl von Plänen aufgetaucht, die sich mit der Durch­bohrung der Hohen Tauern befassen. Durch eine solche trachtet man in südöstlicher Richtung einen kürzeren Weg zwischen München und der Adria herzustellen. Diejenigen dieser Projecte, welche am ehesten Aussicht auf Verwirklichung haben, haben das Gasteiner Thal und einen Tunnel durch den Malnitzer Tauern im Auge. In diesem Falle

Schloß Hohenwerfeu.

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