Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
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Die Mangelhaftigkeit der Bilder Goethes.

die Goethe-Bilder an, man studire die Werke von | Zarncke und von Rollett, und man wage dann zu be­haupten, dass nur zwei der Bilder übereinstimmen. Trügen die Bilder keine Unterschrift, so würde man fragen, wie sind denn die vielen verschiedenen Herren hier zusammengekommen? Ich stehe nicht an, zu be­haupten, dass wir ganz und gar nicht wüssten, wie Goethe ausgesehen hat, wenn wir auf die Künstler angewiesen wären; höchstens das Bild des Greises ist einigermaassen sicher, Mann und Jüngling aber ver­schwinden im Künstler-Nebel. Eine gewisse Entschul­digung für die Maler liegt vielleicht darin, dass Goethe wahrscheinlich zu verschiedenen Zeiten verschieden ausgesehen hat, wie es bei entschieden periodischen Menschen der Fall zu sein pflegt) Das Geschick ist

*) Goethe selbst war ungemein bescheiden in seinen An­| sprüchen an Porträt-Aehnlichkeit. Am 25. 3. 1816 schreibt er an Cotta:Ein Porträt von mir besitz ich nicht, das beste was ich kenne, besitzen die H. Boisser&es in Heidelberg, es ist in Öl erst vor einem Jahre von Lieutenant Raabe gemahlt.

Aus Schröers Aufsatze überGoethes Erscheinung ist gar nichts zu entnehmen. Dagegen hat Ph. Weilbach inWie sah Goethe aus?(Ztschr. f. bild. Kunst XXIV. p. 244. 1889) wenigstens das Rechte erstrebt. Der Vf., der nur Zarnckes Ab­handlung zu kennen scheint, hat aus den ihm vertrauenswürdig vorkommenden Goethe-Bildern heraussuchen wollen, was sie gemeinsam haben. Leider ist er dabei nicht glücklich gewesen, denn er hat gefunden: 1. der Hinterkopf sei ziemlich klein[falsch!], der Hals kräftig und schrägliegend[?!], 2. die Stirne weiche stark zurück[falsch!], 3. das Ohr sei gross undmusikalisch[?!], 4. die Augen lägen tief]falsch!], 5. die Augenbrauen seien in schönem Bogen gezeichnet]?], 6. dieAdlernase[falsch!] sei fleischig, 7. die Oberlippe des etwas grossen und sinnlichen[?]