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Das Körperliche.
zu preisen, dass es uns wenigstens die mechanische Nachbildung von Goethes Gesicht gegönnt hat. Goethe
Mundes sei sehr kurz, 8. das Kinn sei kräftig, und der„knochige“ Kinnbacken kräftig ausgebildet[falsch!].
Ueber die Jugendbilder ist meines Erachtens gar kein Urtheil möglich. Am meisten beschäftigt sich Weilbach mit den Bildern von Juel und von May, die ja auch am ehesten in Betracht kommen, und ich gebe ihm darin Recht, dass das gerühmte Bild Mays etwas geleckt sei. Das von Weilbach gerühmte Bild von Darbes ist mir höchst verdächtig, ebenso wie der Stich von Lips; ich‘ bin fest überzeugt, dass Goethe nie so ausgesehen hat. Ebenso wenig verstehe ich, wie man die Bilder von Kügelgen, von Sebbers, die Büste von David loben kann. Das vielgepriesene Bild von Stieler mit dem ganz ungoethischen Munde ist jedenfalls mit Vorsicht anzusehen. Dagegen sehe ich mit Freude, dass auch Weilbach die Zeichnung Jagemanns lobt und sie„eine physiognomische Urkunde“ nennt.
Mit Unrecht nennt Weilbach Schadows Büste nicht. Sie und die Büste Rauchs sind die einzigen von wirklichen Künstlern verfertigten Porträts und die, an die man sich in der Hauptsache halten muss. Schadow hat bekanntlich nach der Maske gearbeitet. Rauch hat zwar stilisirt, aber kein Bild Goethes gleicht so sehr der Maske von Gall(Weisser), wie Rauchs Büste, und deshalb verdient die Büste das Vertrauen, das ihr allenthalben entgegengebracht wird.—
Ich schliesse hieran noch eine interessante Aeusserung Schopenhauers, dessen Urtheil besonders werthvoll ist, weil er Goethe gut gekannt hat und weil er zugleich Schopenhauer gewesen ist. Im Jahre 1837 machte Schopenhauer den Frankfurtern Vorschläge„über das Goethische Monument“(die natürlicherund thörichterweise nicht berücksichtigt worden sind), und dabei sagte er:
„Die Büste darf schlechterdings nicht Goethen, wie er in den letzten Jahren war, im Greisenalter darstellen, wo die Gewalt der Zeit seine schönen Züge verunstaltet hatte und der Verfall sich bis
auf die flächer gewordene Stirn erstreckte.[Wie mag Schopen
