Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
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Das Schema hat sich bewährt.

Somit wäre das Schema ausgefüllt. Ich sehe mich um, ob etwa noch nicht erwähnte Züge in Goethes Bilde vorhanden sein möchten, aber ich finde keine. Wenigstens scheint mir alles Wichtige erwähnt zu sein. Irre ich mich, so bleibe ich der Belehrung zugänglich. Vielleicht könnte man einzelne Kleinigkeiten noch bei­bringen. Goethe betont z. B. seine Abneigung gegen Bequemlichkeiten, gegen die prächtige Einrichtung der Wohnung, die ihn faul mache. Nur kann ich in solchen Dingen keine Charakterzüge sehen. Goethe war dermaassen an Einfachheit gewöhnt, dass der Prunk ihn störte. Wir haben kaum eine rechte Vorstellung von der spartanischen Schlichtheit, von dem Mangel alles Comforts in Goethes Umgebung. Wo er sich am besten befunden hatte, in seiner Giebelstube, in seinem Gartenhause, in seiner römischen Wohnung, in Knebels alter Stube u. s. w., da war es äusserst ein­fach, und mit der Erinnerung daran waren viele gute Erinnerungen verknüpft. Was Wunder, dass er dann von seinem Studirzimmer sagte:Geringe Wohnung wie dieses schlechte Zimmer, ein wenig unordentlich, ein wenig zigeunerhaft, ist für mich das Rechte. Eben­so wie vereinzelte Gewohnheiten gehören auch vor­übergehende Zustände nicht hierher, denn bei dem Porträt handelt es sich um die dauernden Bestand­theile der Organisation. Bedenkt man dies, so wird man mir vielleicht zugeben, dass das Schema seine Probe nicht schlecht bestanden habe.

Dass ich weiss, das ganze Porträt sei nur Skizze, wird man mir hoffentlich glauben. Wollte man das

Möbius, Werke IN.