Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
Entstehung
Seite
242
Einzelbild herunterladen

Anmerkungen zuGoethe und Gall.

thun des Entdeckers selbst im Publicum verhandelt worden, als von der Gallschen Schädellehre. Alle periodische Blätter sind mit Novellen, Anzeigen, Bemerkungen, selbst Zergliederungen der von ihr aufgestellten Grundsätze angefüllt: nicht blos in Deutschland hat sie diess allgemeine Interesse erregt; sondern selbst französische und englische Blätter suchen die Aufmerksam­keit ihrer Leser auf Gall und seine Entdeckungen hinzuleiten. Wenn ich es für ein Verdienst achtete, meine Schrift in einem grossen Gefolge von Citationen auftreten zu lassen; so könnte ich mit den Titeln von Druckschriften, welche bisher über diese Schädellehre erschienen sind, einen ganzen Catalog anfüllen.

Diese Worte bilden die Einleitung zu einem recht guten Büchlein, das folgenden Titel führt:Critische Darstellung der Gallschen anatomisch-physiologischen Untersuchungen des Ge­hirn- und Schädelbaues; von Wr, Zürich 1802,

?) Frorieps Schrift(die übrigens ohne seinen Namen er­schienen ist) ist verständig und gut geschrieben. Froriep hat 1799 Galls Vorträge in Wien angehört, und seine Darstellung ist offenbar nicht nur wohlwollend, sondern giebt auch Galls Aus­sagen treu wieder. Sie hat ein besonderes Interesse dadurch, dass sie uns einen Einblick in die werdende Phrenologie ge­währt. Zwar numerirt schon Froriep 26 Organe, aber es ist doch vieles anders, als in Galls späterem Werke. Als No.1 er­scheint ein Organ der Lebenskraft, das im verlängerten. Marke gesucht wird. Zwischen No. 2(Geschlechtstrieb) und No. 6 (Kindesliebe) wird ein Organ der Empfindlichkeit(No. 3) gesucht. Ferner soll über dem Organ des Farbensinnes ein Organ der Freigebigkeit liegen(No. 21), an dessen Stelle bei Geizigen eine Vertiefung zu bemerken sei. Endlich wird vermuthungsweise unter No. 25 ein Organ der Wahrheitliebe angenommen, das über dem der Kindesliebe liege, an dessen Stelle bei Lügnern eine Vertiefung sei.. Auch in den Gedankengängen ist manches anders als bei Gall selbst, sodass man anzunehmen hat, Galls Denken habe sich nach 1800 noch beträchtlich vertieft.

Den Schluss der Schrift Frorieps machen zwei Gedichte, die sich auf Galls Lehre beziehen, das eine vom Fürsten Ligne und das andere, eine Erwiderung, von Kotzebue.

?)Die königl. Medailleurs, Herr Loos und Abramson in Berlin, haben auf den Herrn Dr. Gall, welcher sich jetzt daselbst