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Anmerkungen zu„Goethe und Gall“.
v. Biedermann nennt als Beweis der Volksthümlichkeit Galls ein weiteres Lustspiel:„Doctor Gall auf der Reise“, von Freygang, 1805. Ich habe es mir nicht verschaffen können.
©) Man kann auf Gall folgende Worte Goethes, Gespräche IV, mit Soret 30. 12. 1823, mit Recht anwenden:
„Es wird aber in den Wissenschaften auch zugleich dasjenige als Eigenthum angesehen, was man auf Akademien überliefert erhalten und gelernt hat. Kommt nun einer, der etwas Neues bringt, das mit unserm Credo, das wir seit Jahren nachbeten und wiederum andern überliefern, in Widerspruch steht und es wohl gar zu stürzen droht, so regt man alle Leidenschaften gegen ihn auf und sucht ihn auf alle Weise zu unterdrücken. Man sträubt sich dagegen, wie man nur kann; man thut als höre man nicht, als verstände man nicht; man spricht darüber mit Geringschätzung, als wäre es gar nicht der Mühe werth, es nur anzusehen und zu untersuchen; und so kann eine neue Wahrheit lange warten, bis sie sich Bahn macht.“
Auch folgender Ausspruch Goethes(Annalen für 1821) mag mit Recht auf Gall angewendet werden:„Seine Art zu schauen und zu denken sagt dem Zeitgeist nicht zu; daher secretirt dieser das Buch durch ein unverbrüchliches Schweigen, in welcher Art von Inquisitionscensur es die Deutschen weit gebracht haben.“
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