Teil eines Werkes 
Bd. 3 (1903) Goethe ; Theil 2
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Anmerkungen zuGoethe und Gall.

v. Biedermann nennt als Beweis der Volksthümlichkeit Galls ein weiteres Lustspiel:Doctor Gall auf der Reise, von Freygang, 1805. Ich habe es mir nicht verschaffen können.

©) Man kann auf Gall folgende Worte Goethes, Gespräche IV, mit Soret 30. 12. 1823, mit Recht anwenden:

Es wird aber in den Wissenschaften auch zugleich das­jenige als Eigenthum angesehen, was man auf Akademien über­liefert erhalten und gelernt hat. Kommt nun einer, der etwas Neues bringt, das mit unserm Credo, das wir seit Jahren nach­beten und wiederum andern überliefern, in Widerspruch steht und es wohl gar zu stürzen droht, so regt man alle Leiden­schaften gegen ihn auf und sucht ihn auf alle Weise zu unter­drücken. Man sträubt sich dagegen, wie man nur kann; man thut als höre man nicht, als verstände man nicht; man spricht darüber mit Geringschätzung, als wäre es gar nicht der Mühe werth, es nur anzusehen und zu untersuchen; und so kann eine neue Wahrheit lange warten, bis sie sich Bahn macht.

Auch folgender Ausspruch Goethes(Annalen für 1821) mag mit Recht auf Gall angewendet werden:Seine Art zu schauen und zu denken sagt dem Zeitgeist nicht zu; daher secretirt dieser das Buch durch ein unverbrüchliches Schweigen, in welcher Art von Inquisitionscensur es die Deutschen weit gebracht haben.

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