Ackermann und Kotzebue.
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der Sehnerven, über Cretinismus, eine„Darstellung der Lebenskräfte‘“, und Anderes. Erst nahm er den„chemiatrischen Standpunkt“ ein, später wandte er sich der Naturphilosophie zu.
Gegen Gall ist Ackermanns Schrift mit folgendem Titel gerichtet:„Die Gallsche Hirn-, Schedel- und Organenlehre vom Gesichtspuncte der Erfahrung aus beurtheilt und widerlegt von Dr. J. F. Ackermann, Churfürstl. Badischen geheimen Hofrath, der Anatomie und Physiologie an der Univ. zu Heidelberg ord. öff. Lehrer. Heidelberg 1806.“ Sie ist ein ganz elendes Machwerk. Es genügt aus ihr folgende Stelle(p. 187) wiederzugeben:
„Herr Dr. Gall hätte wirklich an keinen unschicklicheren Ort diese seine Organe versetzen können, als in die Rindensubstanz des Gehirns, denn aus dem, was ich bereits oben($ 12) gesagt habe, ist die Rindensubstanz nur der Mittelkörper, durch welchen das Gefässsystem in das Nervensystem übergeht. Es ist daher in der Rindensubstanz selbst das Nervenmark noch nicht ausgebildet, und eben darum zu den Geistesverrichtungen noch nicht fähig.“
Uebrigens haben die deutsche Wissenschaft und der römische Stuhl dieselbe Auffassung gehegt, denn Galls Schriften sind von beiden auf den Index prohibitorum librorum gesetzt worden.
Mit Betrübniss sieht man, welches erbärmliche Geschwätz damals deutsche Professoren den lichtvollen Darlegungen Galls entgegengesetzt haben.
9) Die Organe des Gehirns; Lustspiel in drey Aufzügen von Aug. von Kotzebue. Erschien 1806. XX. Band des Theater von A. v. K. Wien 1833.
Ein alter„Herr von Rückenmark“, der sein ganzes Geld an eine Sammlung der unwahrscheinlichsten Schädel gewandt hat, ist ein begeisterter Anhänger der Lehre Galls und beurtheilt alle Leute nicht nach dem, was sie sagen und thun, sondern nach der Form ihres Kopfes. Natürlich irrt er sich fast immer, kommt zu Schaden, Tochter und Sohn erreichen ihre Zwecke gegen ihn, u. s. f.
Das Stück ist recht witzig und zeigt ziemliche Kenntnisse der Organologie. Gall selbst, der mit Kotzebue verkehrte, soll der ersten Aufführung der„Craniomanie“ beigewohnt und herzlich gelacht haben.—
