und persönlich kränkender empfinden, als für den Bau eine perspektivische Zeichnung seiner Hand vorlag; deutlich genug erinnert ja das Mittelrisalit mit den sechs korinthischen Säulen an das Vorbild des gegenüberstehenden Opernhauses.
Mit Statuen und Reliefs hat Knobelsdorff eine bescheidene, aber außerordentlich wirksame Dekoration erreicht. Nur da tritt sie am Gebäude auf, wo die großen architektonischen Akzente liegen, an den Fronten der Vorder- und Rückseite, an den Risaliten der Seitenfassaden. Johann Georg Füncke aus Augsburg, der, wie schon erwähnt, als Kondukteur unter Knobelsdorff tätig war, bringt in dem radierten Werk über das Opernhaus außer den Plänen und Rissen auch diese Reliefs. Sie schildern an der Hand der mythologischen Erzählungen die Macht der Musik, insonderheit des Leierspieles und der Flöte mit schmeichlerischem Hinweis auf die königliche Kunstfertigkeit. Vorn im Giebelfelde wird Apollo ein Opfer dargebracht, auf der Rückseite „ziehet Orpheus durch seine Leyer-Musik allerhand Tiere und leblose Wesen an sich". Auf dem Hauptgiebel standen Apollo und seitlich neben ihm Thalia und Melpomene. Das Fronton der Rückseite krönten die drei Grazien. In den 16 Nischen waren die Statuen der „stärksten tragischen und komischen Dichter" Griechenlands und Roms sowie der Schauspieler des Altertums aufgestellt. Von diesen stehen heute nur noch Sophokles, Aristophanes, Menander und Euripides in den Nischen der vorderen Säulenlaube. Die übrigen hat der große Brand vom Jahre 1843 zerstört.
Den plastischen Schmuck seines Bauwerks hatte Knobelsdorff Johann August Nahl ( 1710 - 1785 ) übertragen. Nahl entstammte einer Bildhauer- familie; sein Vater Samuel, 1665 in Ansbach geboren, war schon unter Friedrich l. an einem der unglücklich verrenkten Sockelsklaven des Schlüter- schen Kurfürsten tätig gewesen. Unter dem unfreigebigen Friedrich Wilhelm l. war er 1718 nach Sachsen fortgezogen. Nahl der Sohn ist in der Kunstgeschichte am vorteilhaftesten durch die Bildsäule des Landgrafen Friedrich ll.
36