erfuhr es eine echt napoleonische Demütigung: der Musentempel wurde umgewandelt in ein Brotmagazin.
Das mächtig anwachsende Volksbewußtsein verdrängte mehr und mehr die italienischen Sänger. Nicht lange, so erklang nur deutsche Musik und deutsche Sprache in dem festlichen Raum. Immer noch, zu gemessener Zeit, wechselte Oper mit Redoute. Doch merkte man dem alten Hause die Jahre an, namentlich im Innern, wo auch der Langhanssche Umbau den Ansprüchen an Bequemlichkeit und an ausreichender Beleuchtung nicht mehr genügte. Die Spuren dieses ehrwürdigen Alters fielen selbst den jungen Enthusiasten auf, die wie Karl Gutzkow doch nicht gekommen waren, um ein prächtiges Haps zu sehen, sondern mit erregten Sinnen die Vorgänge auf der Bühne zu verfolgen. „Die Beleuchtung" — so erzählt Gutzkow in seinen Erinnerungen aus der Knabenzeit — „war so düster, so ölig, so qualmig. Man befand sich in einem großen, an sich königlichen Saale mit Stukkaturarbeiten, Karyatiden, Plafondmalereien, Goldverzierungen; aber verräuchert war alles, ,angeblaakt" vom Lampenruß, die Holzsessel mit den Jahren glatt zersessen, die Eingänge in die Logen wie in eine ägyptische Finsternis; tasten mußte man, um sich nur irgend zurecht zufinden, hülfreiche Hände mußten zugreifen, um uns zu zeigen: hier ist noch ein Platz, da oder dort! Und hatte man endlich seinen Sitz erobert, wie lange währte es, bis das Auge sich an diese Dämmerung gewöhnte und die Logen und Sperrsitze unterschied! In diesen Nebeln war, wie es eben sein soll, die Bühne der einzige lichte Punkt. Von der Beleuchtung des Podiums brach unterm Vorhang hinweg ein dichter Strahl über das Orchester und Parkett und erweckte die zaubervollsten Ahnungen."
Auf dieser Bühne wurde dann allerdings das Auge entschädigt durch den Pomp der Spontinischen Opern, das Ohr schwelgte, wie einst bei der Mara, bei dem Gesang der Schick, deren Büste von C. Wichmann noch heute im Foyer ihr Andenken wachhält, später bei der dramatischen Gewalt der Milder-Hauptmann. Aus dem dämmernden Parkett und den in Dunkelheit
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