gekränkten und verdrängten Künstler die Liebe zu seinem alten Plan fort. Auch er hatte seinen kurbrandenburgischen Starrkopf. Und er bediente stch der Radiernadel des Freundes Schmidt, um, wenn auch nur wie einen zerronnenen Traum, im Bilde zu zeigen, was er gewollt hatte, als noch König und Künstler Hand in Hand gingen. Wer in Schmidts Radierungen die Architekturen mustert, wird keinen Anstoß daran nehmen, daß wir ihn bei diesem Palastbau in einer so starken Abhängigkeit von Knobelsdorff finden. Schmidt hat kein tieferes Verständnis für Architektur besessen; ein Jdealpalast so strenger und reiner Form wie auf der Jordan-Vignette lag ganz außerhalb seiner künstlerischen Sehweite. Daß er mit dem, was Knobelsdorff aus eigenem Antrieb oder auf sein Ansuchen ihm gab, nur malerisch umzugehen wußte, beweist die formale Inkongruenz der beiden seitlichen Pavillons. Des kräftigen Abschlusses halber ersetzte er die Säulenlaube durch eine Pfeilerhalle.
Empfand wohl Friedrich, als er diese Vignette sah, den melancholischen Geistergruß des verlorenen, aber im Innersten ihm nach wie vor ergebenen Freundes? Zu sagen ist nur, daß die Erinnerung an den Plan nicht gänzlich in Friedrich erloschen blieb. Schwach leuchtete sie noch einmal auf, als er, gegen das Ende seines Lebens, sich anschickte, die Bibliothek aufzuführen. Denn nur so vermag man es zu erklären, daß der König dafür den zurückgelegten Fassadenentwurf Fischers von Erlach mit seiner geschwungenen Front wählte. Die Ausrundung des Platzes an dieser abschließenden Stelle, überraschend und unerwartet, ist das einzige, was von Knobelsdorffs Projekt noch aufgelebt ist. Und wieder sieht man die nachwirkende Gewalt, die starke, in der Jugend empfangene Eindrücke auf den Menschen ausüben gleich letzten Stößen eines einmal erschütterten Nerven.
4 .
Was ist nun aber gewonnen, wenn wir mit Hilfe der Schmidtschen Vignette das Friedrichsforum Knobelsdorffs zu rekonstruieren imstande
68