sind? Ist dies nur eine Angelegenheit von lokalgeschichtlicher Bedeutung und topographischem Interesse?
Auch wenn sie nichts weiter wäre, hätte es sich gewiß gelohnt, sie zu erörtern. Die Zwiespältigkeit des architektonischen Gesamteindrucks auf einem verhältnismäßig so beschränkten Raum hat etwas Überraschendes und Beunruhigendes. Der Platz, durch große geschichtliche Erinnerungen geweiht und weltbekannt, will sich zu einer malerischen Wirkung nicht zusammenschließen. Nicolai, der ihn noch wie den Gendarmenmarkt und den Wilhelmsplatz ohne gärtnerischen Schmuck, in einer kahlen, doch strengen Monumentalität sah, nennt ihn „einen der schönsten Plätze der Welt", rühmt aber gerade das, was unser Auge widerspruchsvoll empfindet: „Der Reiz des Anblicks so vieler Paläste gewinnt noch dadurch, daß jeder derselben in der Bauart völlig von dem andern verschieden und jeder in seiner Art doch höchst schön ist." So sehr war schon am Ende des 18 . Jahrhunderts das Gefühl für einheitliche Platzgestaltung und Wirkung verloren gegangen, das der barocke Städtebau in großartigen Beispielen allenthalben noch bis in die Mitte desselben Jahrhunderts betätigt hatte. Hinsichtlich seiner malerischen Erscheinung bleibt der Opernplatz weit hinter dem Gendarmenmarkt zurück, der doch auch mit seinen Gvntardschen Turmbauten und dem Schauspielhause Schinkels Bauwerke von starker Gegensätzlichkeit des Stils vereinigt. Aber hier ist die Gruppierung der Gebäude anders, glücklicher; wie wirksam stellte Schinkel sein Theater zurücktretend in die Mitte der kolossal vorgeschobenen Türme, deren wuchtige Massen die Eleganz Schinkelscher Formensprache erst fühlbar machen. Und alles schließt sich zu einer einheitlich schön geformten Silhouette zusammen. Auf dem Opernplatze hingegen vertragen sich die lang hingestreckten, bei aller Festigkeit zierlichen Fronten von Theater und Universität nicht mit der derben Mächtigkeit der Bibliothek, deren barocker Aufbau und Abschluß mit der schweren mittleren Kartusche und den seitlichen Adleraufsätzen bei geringer Blickdistanz den Umriß schädigt.