Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
106
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I.

Georg Jacob Decker, 1732 geboren, entstammte einer thüringischen Familie, die schon seit Generationen sich in der Schweiz ansässig gemacht hatte und in Basel mit steigendem Erfolge und wachsendem Wohlstand die ange­sehene und hochgeschätzte freie Buchdruckerkunst betrieb. Sein Vater war, wie seine Vorfahren, daselbst Rats- und Universitätsbuchdrucker und für den Sohn erschien es selbstverständlich, Beruf und Amt des Vaters dereinst fortzuführen. Unterricht und Lehre zielten darauf hin, und da die in Kolmar von seinem Großvater gegründete französische Parlamentsbuchdruckerei ihren Chef verloren hatte, schien sich, solange der Vater in Basel lebte, dort bei der Großmutter die Anwartschaft auf eine frühe Selbständigkeit zu eröffnen. Diese Aussichten aber wurden durch einen Verwandten, der selbst auf die gutgehende Kolmarer Offizin spekulierte, vereitelt. Rat Schöpfiin, ein be­gabter, geschäftlich aber leichtfertiger Bruder des berühmten Straßburger Professors der Geschichte, wußte die Dinge so zu schieben, daß der junge Decker ihm in Kolmar nicht im Wege stand. Er brachte ihn auf eine gute Weise nach Straßburg und in das Haus seines gelehrten Bruders. Diesen anderthalb Jahren seines Straßburger Aufenthaltes verdankte Decker, namentlich durch den Umgang mit dem Onkel Professor, seine tiefere Bil­dung. Er hörte an der Universität, belehrte sich in der stattlichen Bücher­sammlung Schöpflins - die 1870 mit der alten Stadtbibliothek beim Bombardement Straßburgs zugrunde ging - und fand beim Onkel, der das dreihundertjährige Bestehen der edlen Kunst Gutenbergs in einer Fest­schrift namens der Universität gefeiert hatte, auch lebhafte, fördernde Teil­nahme an seiner typographischen Ausbildung in der DruckereiLe Roux". Nicht der kleinste Gewinn dieser Straßburger Lehrzeit war die völlige Be­herrschung der französischen Sprache und damit der Einblick in die reiche französische Literatur.

Der geschäftliche Leichtsinn des Rates Schöpflin hatte unterdessen auch die väterliche Offizin zu Basel in Mitleidenschaft gezogen, und die verfehlte