Daseins drauf gestempelt hat." Gewiß hat es Goethe besonders gefreut, daß Jung-Stillings Lebensgeschichte, dessen Handschrift er selbst an Decker gesandt hatte, mit Kupfern von Chodowiecki erschien.
Eines der letzten verlegerischen Unternehmen des alten Decker gehört zu den geschichtlich bedeutsamsten, obwohl er mit dieser Veröffentlichung, wenn auch ohne Schuld, keine große Ehre eingelegt hat. Sie betraf die Werke Friedrichs, von denen zunächst die „Oeuvres posthumes" in 15 Bänden 1786 herauskamen, denen bald darauf noch zehn Bände folgten. Da ein Teil der Schriften schon früher bei dem Buchhändler Voß aufgelegt worden war, so tat sich Decker mit diesem für die Gesamtausgabe zusammen, doch so, daß die Leitung des Druckes ganz in feiner Hand blieb. Friedrich Wilhelm II., der für die Ausgabe ein besonderes schützendes Privileg bewilligte, befahl, daß der Druck im Berliner Schloß stattfände. Und so stellte denn Decker seine Pressen in dem Obergeschoß des alten Schloßapothekenflügels auf, das vordem die Bibliothek des Großen Kurfürsten beherbergt hatte und später dem Hofbuchdrucker Henning zur Werkstatt eingeräumt worden war.
Wenn auch der Druck, den der König nicht minder schnell gefördert wissen wollte, wie ihn das Publikum mit Ungeduld erwartete, überstürzt werden mußte, so hat doch Decker seine volle Schuldigkeit getan und keine Sorgfalt versäumt. Aber die Herausgeber ließen ihn im Stich. Die Handschriften, soweit sie nicht in den Schlössern von Sanssouci und Potsdam als Staatseigentum zur Verfügung des Thronfolgers lagen, waren teilweise in privaten Besitz gekommen. Ganze Stöße, darunter seine Briefe an Voltaire und an den Marquis d'Argens, hatte der große König seinem Sekretär Villaume geschenkt, damit nach seinem Tode dieser sein Glück mit ihnen versuchte. Villaume gab seinen Schatz um 12000 Taler dem Thronfolger heraus, der aber, statt nun alle Handschriften festzuhalten, den größten Teil dem Geheimrat und späteren Minister v. Wöllner als großmütiges Huldgeschenk überwies - unbegreiflicherweise, wenn man nicht
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