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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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spricht das nur für die Makellosigkeit seines Charakters und seiner Sitten an einem Hofe, an dem Fronde, Medisance und Liebesabenteuer das tägliche Lebensbrot waren. Der Prinz, ganz in den Händen seines Adjutanten Grafen de La Roche Aymon und dessen bezaubernder Frau, sah offenbar in dem Hofmarschall mehr den Repräsentanten des Hauses als den nahen persönlichen Freund. In seinem Testamente, wo er ihn Graf Roeder nennt, beauftragte er ihn, dem Könige von seinem Tode Meldung zu machen und ihm den Schwarzen Adlerorden wieder auszuhändigen; die Sorge, die bis ins kleinste getroffenen Bestimmungen seiner Beisetzung auszuführen, über­trug er dagegen dem Grafen de La Roche Aymon.

Wenige Monate nach dem Tode des Prinzen kam am 9 . Dezember 1802 der erste Sohn des Grafen Redern, Graf Wilhelm, zur Welt. Er ist es, der dem alten Hause nicht nur ein neues Aussehen, sondern auch den Glanz reichen künstlerischen Innenlebens gegeben hat.

Jung, elegant, durch den Tod des Vaters früh selbständig, schien Graf Redern für den Hofdienst wie geschaffen, und es dauerte auch nicht lange, bis er in diese Sphäre kam. Schon mit 23 Jahren finden wir ihn als Kammerherrn im Hofstaat der Kronprinzessin Elisabeth. Was ihn empfahl, waren seine künstlerischen Neigungen, sein Geschmack, der Altertümer, Bilder und Bücher mit der Freude des Sammlers umfaßte, und seine ausgesprochene musikalische Begabung. Mit Meyerbeer und Mendelssohn war er von Jugend auf eng befreundet; eine Ouvertüre aus dem Jahre 1820 legt schon ein frühes Zeugnis eigener musikalischer Produktionslust ab. So war er, Edelmann und Schöngeist in einer am preußischen Hof von je seltenen Bindung, recht nach dem Herzen des kunstliebenden Kron­prinzen Friedrich Wilhelm, dessen Instinkt ihn auch hier wieder ganz richtig beriet. Im künstlerischen Leben Berlins hat Graf Redern nament­lich während der dreißiger und vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine der Hauptrollen gespielt, bis er dann für die Öffentlichkeit mehr

10 Mackowsky, Alt-Berlin

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