und mehr in den serailmäßig abgeschlossenen Kreis der Hofgesellschaft zurücktrat.
Heines Briefe aus Berlin und was Zelter in unbeirrter Munterkeit und Frische an Goethe schrieb, sind noch immer unsere vornehmsten Quellen für die Erkenntnis dessen, was damals die Berliner interessierte. Hier hatte die Romantik ihren nördlichsten Vorposten. Man schwelgte in E. T. A. Hoffmanns Spuk- und Wundergeschichten, in Jean Pauls von allen Zaubern des Gemüts durchspielter Phantasiewelt, aber das höchste Entzücken fand man doch bei Walter Scott. „Von der Gräfin bis zum Nahmädchen, vom Grafen bis zum Laufjungen liest alles die Romane des großen Schotten, besonders unsere gefühlvollen Damen. Diese legen sich nieder mit »Waverley', stehen auf mit ,Robin dem Roten' und haben den ganzen Tag den »Zwerg' in den Fingern." Da die fremde Sprache den meisten ungeläufig war, so jagten sich die Übersetzungen. Vom„Piraten" erschienen in schnellster Folge vier, „Kenilworth" fand von der trefflichen Übersetzerin Byrons, Frau von Hohenhausen, eine rühmenswerte Verdeutschung. Bei einem Maskenfeste, wo die meisten Helden der Scottschen Romane in ihrer charakteristischen Äußerlichkeit erschienen, huldigte man dem zufällig anwesenden Sohn des Dichters, einem jungen englischen Husarenoffizier, der sich als schottischer Hochländer, nacktbeinig, ohne Hosen, mit dem Schurz bis zur Mitte der Lenden sehen ließ. „Wo sind", fragt Heine, „die Söhne Schillers? Wo sind die Söhne unserer großen Dichter, die, wenn auch nicht ohne Hosen, doch vielleicht ohne Hemd herumgehn?"
Mehr aber noch als die Literatur hatte damals in Berlin die Musik ihr Hauptquartier. Am Königlichen Hofe wie beim Adel und in den bürgerlichen Häusern fand sie sorgsame, von dilettantischem Dünkel freie Pflege. Fürst Radziwill, selbst Mitglied der Liedertafel, lud die Zeltersche Sängerschar gelegentlich in sein Palais nach der Wilhelmstraße, wo sie vor dem Könige sang, der mit „sichtbarem Wohlgefallen und wider alle Gewohnheit
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