Je höher er in Amt und Würden stieg, erst als Obertruchseß, dann unter König Wilhelm I. als Oberstkämmerer an der Spitze des neuen Hofstaats, endlich auch als Nachfolger des alten Wrangel als dritter Kanzler des Ordens pour le mérite, desto mehr verschwand feine Person in den höchsten Sphären der Hofgesellschaft. Das Palais unter den Linden sah noch viel hochgestellte Gäste, aber die alte Geselligkeit der Biedermeierjahre, in der die Künstler den Ton angegeben hatten, war doch in feudale Exklusivität umgewandelt. Und auch die Räume wandelten sich nach dem neuen Geschmack. Es kamen neue Möbel und neue Tapeten, und zwischen den Schinkelsäulen spannten sich schwere Draperien, die die zarte Bestimmtheit der Architektur in ihrer reinen Wirkung teilweise vernichteten. Mit Makartwedeln, Palmenfächern, schweren Stoffgardinen wurde dekoriert und so ein Neues geschaffen, das im Material reich, im Geschmack ein Zwitter war. Nur die charaktervolle Fassade blieb unberührt.
Als der alte Graf, über die achtzig hinaus, am 5. November 1883 gestorben war, ohne direkte Leibeserben zu hinterlassen, ging das Palais in die Hände seines Neffen über. Und es dauerte nicht lange, bis wenigstens die Räume des Erdgeschosses wieder ein Heim der Kunst wurden. Im November 1891 siedelte die Kunsthandlung Eduard Schulte dahin über, und wo einst die junge Malergeneration der 1830 und 1840 er Jahre mit mehr oder weniger erlesenen Proben den Stand ihres Können im Spiegel des Zeitgeschmackes zur Schau gestellt hatte, sah man jetzt neben ihren schon anerkannten späten Nachfahren auch die Werdenden in ihrem Jugendmut, so jene „Vereinigung der XI" (1899), aus deren Reihen unter Liebermanns Führung die Sezejstonisien hervorgingen.
Die Umwandlung dieser Räume in einen Kunstsalon brachte es mit sich, daß ihre alte Ausstattung den neuen Zwecken angepaßt wurde. Sie verschwand hinter einem modernen Gewand von würdiger Einfachheit, indessen doch so vollständig, daß niemand mehr an das Alte erinnert wurde. In