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Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
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zu den Abendgesellschaften in der ehemaligen Hasenhegerstraße, jetzt auf Befehl Friedrich Wilhelms IV. zur Erinnerung an den Meister Feilner- straße genannt, einfanden, von Mendelssohn, von Liszt, von Taubert und Rellstab, der die Musikkritik in der Voß schrieb. Schon als Knaben hatte ihm in der Werkstatt des Vaters, wo ihre Büste modelliert wurde, Hen­riette Sontag denWeihekuß" gegeben, Rungenhagen, Zelters Nachfolger an der Singakademie, hatte seine ersten Studien geleitet. Später, als der Musiker, übrigens, wie er selbst wußte und fühlte, kein durchdringendes Talent, in ihm reif war, ging es an ein eifriges Musizieren mit Aufführung eigener Kompositionen. Der Donner auf der Kegelbahn war verhallt; dafür erklang jetzt oft in der Gartenhalle Quartettmusik, wo Laub und Radeke an den Geigenpulten saßen, Richard Wuerst die Bratsche und Bibliothekar Dr. Bruns, der ausgezeichnete Musiker, das Cello spielte. Und wie die Ausführenden bildeten die Zuhörenden eine erlesene Gesellschaft, in der wir auch den jungen Hans von Bülow treffen.

Alle diese aber werden in der Erinnerung überstrahlt von der holden Anmut und der genialen Kunst der Jenny Lind, die im Herbst 1844 zuerst nach Berlin kam, von Meyerbeer ausersehen, die Vielka imFeldlager in Schlesien" zu singen. Ihre Beziehungen zur Familie Wichmann wurden so freundschaftlich, daß sie von Frau Amalie für ihre nächste Spielzeit im Winter 184546 als Logiergast in das Feilnerhaus eingeladen wurde. Gerade an dieser Stelle versagen Herman Wichmanns Erinnerungen, weil der junge Musiker diese Zeit in Italien verbrachte; aber die unter den Auspizien ihres späteren Gatten Goldschmidt von Holland und Rockstro, man möchte sagen protokollierte Biographie Jennys hilft uns diese Lücke füllen.

Ein unvergeßlicher Winter für beide Teile! Selbst die Sehnsucht nach ihrer nordischen Heimat, unter der sie immer auf ihren Wanderfahrten litt, schwieg hier.Zum erstenmal in meinem Leben", schrieb sie nach dem Ab­schied an die geliebte Freundin aus Leipzig,Hab' ich gefühlt, als hätte ich die Seligkeit der Häuslichkeit genossen." Und aus Wien am 27 . April 1846:

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