Druckschrift 
Häuser und Menschen im alten Berlin / von Hans Mackowsky
Entstehung
Seite
191
Einzelbild herunterladen

Schöpfer dieses Teils von Sanssouci, auch er ein alter Freund des Feilner- hauses, dem Architekten verzeihen können, ihm die ernsten Harmonien dieser Perle aller Gärten", wie Friedrich Wilhelm sagte, gestört zu haben.

So war denn der Bogen fort, aber der Garten blühte noch in alter Pracht, und nach wie vor setzte jede der verschiedenen Mietsparteien ihren Ehrgeiz darein, mit dem ihr zugewiesenen Stück die andern zu übertreffen.

Von Anfang an war das große, geräumige Haus vermietet gewesen. Aus der ersten Generation der Mieter hat ein liebenswürdiger Sonderling Anspruch auf historische Ehren: Paul Sasse, Legationsrat und Privatsekretär der Königin Elisabeth. Alles andere als ein Hofgänger und ein Liebediener, ja gegen die höfische Etikette sogar ein Frondeur, der sich ostentativ von allem Offiziellen zurückhielt, so gern auch seine Frau und seine drei Töchter gelegentlich im Glanz eines höfischen Festes sich gesonnt hätten. Aber während im Schloß tausend Lichter brannten und der Champagner floß, saß er in einem Parterrezimmerchen an seinem Bureau mit kleiner Studier­lampe, wo ihn die nächtlich Vorüberziehenden bis sehr spät sitzen sehen konnten".

Der neue Stamm von Mietern unterhielt keine Beziehungen zum Hof. Im Gegenteil, ihr geistiger Doyen, Ernst Dohm, der als Leiter des Kladderadatsch" die politische Satire ebenso schlagfertig wie formgewandt meisterte, machte das Haus vielmehr zu einer Trutzburg des Liberalismus. Es beherbergte damals (1865/66) auch Dohms künftigen Schwiegersohn, den 1908 verstorbenen ausgezeichneten Bildhauer Max Klein. Mit der Anschaulichkeit, die Künstler der Schulung ihrer Augen verdanken, und mit der Anmut, die ihm als Erzähler persönlich eigen war, hat Klein von diesem Abschnitt seiner Lebenserinnerungen geschrieben. Mittellos klopfte er eines Tages an die Ateliertür des Bildhauers Walsleben in der Feilner- straße, auf vieles gefaßt, aber doch nicht auf das, was sich seinen Blicken darbot. Walsleben, genial vor allem in seinen mit der Schnelligkeit von

191