jetzt war die Zeit da, wo sich der Geist Berlins mit dem Zeitempfinden deckte. Und dieser Geist fand in Menzel, vielleicht dem genialsten Berliner damals, seine bündigste Ausprägung auf dem Gebiete der Kunst.
Diese letzte Phase der deutschen Romantik erscheint wie eine Heimkehr des lang und selig in der Ferne schweifenden Gemütes in die begrenzte Stille des bürgerlichen Alltags. Überall in Politik und Forschung sucht man, phantastischer Kombinationen müde, das Handgreifliche. Das Interesse wendet sich dem Realen in Gegenwart und Vergangenheit zu. Das na- poleonische Weltabenteuer, die heroische Selbstbehauptung Friedrichs des Einzigen werden in Volksbüchern den Gebildeten dargeboten. Weitab bleibt das einst leidenschaftlich erregte Gefühl für den Glanz hohenstaufischer Kaiserzeiten; in der Vorrede zur dritten Auflage ( 1856 ) seiner „Geschichte der Hohenstaufen" klagt Friedrich von Raumer beweglich, daß „infolge der Tagesmode und Afterweisheit unserer Tage eine fast allgemeine Gleichgültigkeit gegen den Inhalt sowie gegen die Lehren und Warnungen der deutschen Vorzeit eingetreten" sei.
Aber die Behandlung und Darstellung der neuen oder neu hervorgeholten Gegenstände hat noch romantische Stimmung, trägt noch romantischen Charakter. Personen und Taten werden romantisch effektvoll beleuchtet. Das trifft ganz wörtlich zu aufMenzels Kunst. Man zähle einmal im Kugler- Werk die Holzschnitte nach, auf denen ein künstliches oder phantastisches Licht die Stimmung trägt. Man wird über ihre Zahl erstaunt sein und bemerken, daß es oft die stärksten Blätter sind, die wirkungsvollsten, solche, an denen der junge Meister mit der höchsten Teilnahme, mit dem ganzen Schwung seines Wesens gearbeitet hat. Und bricht sein Genie nicht am hinreißendsten durch da, wo sich der magische Wettstreit des Lichtes mit der Dunkelheit entzündet, wo sich der Kampf strahlender Helle mit dem Ungetüm der Finsternis vor unserem erregten Auge abspielt? Deshalb steht das Flötenkonzert höher als die Tafelrunde; dieser Lichtromantik verdankt Hochkirch den Ruhm des bedeutendsten Historienbildes der deutschen Malerei