des letzten Jahrhunderts. Kommt in dieser malerischen Problemstellung wirklich nur als ein individueller Zug Menzels „die Freude des Zwerges an der Flamme, am Glitzernden und Hellen und an aller nächtlichen Lichtromantik" zum Ausdruck oder ist sie nicht vielmehr ein individuell hochgesteigerter allgemeiner Drang seiner Zeit, die Dinge reizvoll zu empfinden?
Wir mußten erst, von fremden Führern geleitet, durch die Eroberung des lauten und lärmenden Tages mit seiner diffusen Klarheit, um wieder den Blick für das Eigentliche und Beste des Malers Menzel zu gewinnen. Eine zu Beginn der 1890er Jahre einsetzende neuromantische Geistesrichtung hat mit tieferem Verständnis der deutschen Eigenart Menzels erst Vorarbeiten müssen. Ohne sie wäre nie der Begriff des jungen Menzel entstanden. Niemand wird auf den Gedanken kommen, den Stimmungsgehalt der Menzelschen Impressionen mit Versen etwa von Eichendorff einzufangen, aber ein Gedicht wie Dehmels „Manche Nacht":
Jeder Laut wird bilderreicher.
Das Gewohnte sonderbarer...
Und du merkst es nicht im Schreiten Wie das Licht verhundertfältigt,
Sich entringt den Dunkelheiten —
Plötzlich stehst du überwältigt.. .
-solche Worte, in denen eine spröde Melodik Geheimnisvolles heraufklingen läßt, geben viel eher den Schlüssel zu Menzels Reich und zeigen die innere Verwandtschaft zweier Zeitalter, des einen, in dem Menzel lebte, und des anderen, das seine wahre Größe zu erkennen beginnt.
Wer Menzels Briefe an seine Intimen aus eben diesen vierziger und fünfziger Jahren liest, lauscht seltsam betroffen dem romantischen Gefühlston, der aus der Tiefe seines Herzens erklingt. Denselben Wärmegrad einer wahren und schönen Erregtheit spürt man in seinen Altberliner Impressionen. Es war die Gefahr des reifen und in die Jahre kommenden
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