den Lauf der ehemaligen Köllnischen Stadtmauer bezeichnet. Dagegen mußte auf der anderen Seite das Gebäude mit dem kapuzenartig tief herabgezogenen Walmdach langst einer platzartigen Erweiterung weichen. Von der Häusergruppe im Hintergründe, die sich vor den Spittelmarkt drängt, glaubt man die allgemeinen Umrisse noch wiederzuerkennen.
An topographische Treue hat Menzel nie gedacht. Diese Arbeit war und wurde neben ihm von anderen, von Hintze, Hummel, Brücke und Eduard Gärtner geleistet. Menzel hat weniger und mehr als sie gegeben. Er hält die Stimmung der alten Stadt fest, erweckt Leben und Ahnung und regt die Phantasie an, wo jene nur den Tatsachendrang befriedigen.
Und wie er nach der geistigen Seite hin die Bemühungen seiner künstlerischen Zeitgenossen zu einem höheren Ziel führt, so schließt er auch mit den malerischen Problemen, die er sich stellt und löst, das Streben einer ganzen Richtung und Schule ab. Die Lichtromantik, die in seinen Altberliner Impressionen eine so bedeutende Rolle spielt, hat die Berliner Malergeneration von Anfang des 19. Jahrhunderts an beschäftigt. Schinkel begann mit seinen Sonnenuntergängen am Heiligen See, seinen Dioramen und Theaterdekorationen, und Blechen folgte ihm nach. Daneben stehen Künstler bescheideneren Wuchses, wie Carl Friedrich Hampe und andere. Vom Theater kamen sie her, und ihre Landschaften, auch die Schinkels und die großen Bilder Blechens, lassen das Theater nie ganz vergessen. Erst Menzel hat das Fatale, Gewollte, das dem Effekt anhaftet, überwunden durch das, was die eigentliche Kraft und Stärke seiner Persönlichkeit ausmacht: durch eine bedingungslose Wahrhaftigkeit. Die Außenwelt suchte er nicht durch eine poetisch-sentimentale Fiktion zu höhen und zu verklären; seinen geruhsam zuwartenden Augen offenbarte sich die elementare Poesie, die auf dem Grunde aller Natur schlummert. Ein ungetrübtes Schauen ließ ihn den Zauber der Stunde erkennen, aber dann faßte er zu und hielt mit zäher Kraft fest, was längst entglitten war.
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