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wortet die Geſchichte, daß ſie nicht aus Widerwillen gegen die Religion und ihre erſchwerenden Vorſchriften ihren Urſprung nahm, ſondern aus dem frevelhaften unheiligen Treiben, mit welchem Menſchen zu ihren Zwecken die Religion erniedrigten, aus dem Unwillen über die Laſter und Verbrechen, mit welchen die Diener des Glaubens ihn und die Menſchheit entweihten..... Luther, deſſen Schritte zuerſt von dem Proteſte gegen den Abe laßkram ausgingen, und deſſen ganzes Ziel gegen bie Macht des Pabſtes und ſeine ungerechten Anmaßungen gerichtet war, mußte Anklang finden und ſein Streben den Zeitgenoſſen als ein heiliges ſcheinen...... Befragt nur die Geſchichte der Rabbinen: Mäſteten fie ſich mit dem Schweiße des Volkes, zogen fie die fetten Pfründen an ſich, thaten fe ſich gütlich in Ueppigkeit und Ueberfluß, gaben fie durch ihre Sitten Anſtoß und verdeßten fie den Glauben in den Augen des Volkes“? Sie 1 waren, wird jeder mit H. F. freudig antworten, ſittlich unbeſcholtene, ehrliche und biedere Männer. Aber was folgt daraus? H. F. zieht den wichtigen Schluß:„Es geht alſo dem Judenthume eine formelle Bedingung allgemeiner Reformen ab; der 2 Beginn, von wo aus ſie ſich gewöhnlich(2) Eingang verſchaffen,* der Widerwille gegen die die Religion vertretenden Prieſter und Lehrer kann im Judenthum ſich nicht geltend machen.“ Es muß ſehr intereſſant ſein, bei H. F. Vorleſungen über Geſchichte zu hören. Dieſe ſeine aufgeſtellte Anſicht über die formellen Bedingungen der Reform ſetzt ſeine Urtheilsfähigkeit| über Geſchichte außer Zweifel. Wir wollen fie jedoch nach der| formellen und realen Seite hin prüfen. H. F. ſchließt von Wirklichem auf Mögliches und meint: es könne nur das möglich werben, was wirklich geworden iſt. In der Geſchichte der Reformation findet er die Verderbtheit der Lehrer als die bewegende Urſache der Verbeſſerung der Lehre und zieht daraus den Schluß, daß wo dieſe Urſache, nämlich die Verderbtheit der Lehrer fehlt, eine Reform der Lehre unmöglich fein müſſe. Was berechtigt ihn aber, die Verderbtheit der Leh re aus der Reihe von Urſachen auszuſchließen, die eine Verbeſſerung der Lehre möglich und wirklich machen können? Darf eine geſchichtliche Erſcheinung, die aus einem bheſtimmten Grunde ſich entwickelte, ſich deshalb niemals wiederholen, weil dieſer ö Grund fehlt? Kann nicht eine und dieſelbe Erſcheinung aus verſchiedenen Gründen in's Leben gefördert werden? Der Schluß bes H. F. iſt daher logiſch falſch, denn er ſchließt von der Aufhebung des Grundes auf die Aufhebung der Folge,