nehmen und die Fehlerquellen aufzudecken. Noch interessanter ist das Sammeln der Flurnamen der ortseigenen Feldmark. Sie stellen Denkmäler der Vergangenheit dar, denn sie gehen teilweise auf die älteste Zeit der ersten Kolonisten zurück und enthalten oft Wortstämme, die im täglichen Sprachgebrauch längst abhanden gekommen sind und vielfach gar nicht mehr verstanden werden. Mit ihrer Hilfe können wir uns nicht nur ein Bild entwerfen von dem einstigen Aussehen des Landschaftsbildes, der Tier- und Pflanzenwelt in früheren Zeiten, der allmählichen Kultivierung des Bodens und der früheren landwirtschaftlichen Betriebsweise, sondern auch von der allgemeinen Dorfverfassung, der Besitzverteilung und der ursprünglichen Herkunft der ansässigen Bevölkerung sowie gewisser Charaktereigenschaften derselben. — Unendlich viel Freude bereitet die Beschäftigung mit den heimatlichen Redensarten, Reimen und Liedern. Unzählige dieser Redensarten leben unter der Bevölkerung gerade des platten Landes, Gedankensplitter irgend eines Witzboldes oder schnurrigen Kauzes, die entweder eine Glosse über den Nächsten, sei es über sein Außeres oder über seine Geistes- oder Charaktereigenschaften enthalten, oder die Vorgänge bei der Arbeit in launiger Weise kritisieren oder auch weise Arbeitslehren der älteren Generation an die in die Arbeitsverrichtung des Landes hineinwachsende junge Generation enthalten. Schließlich _aber gibt es auch einige Witzworte, die ihren ursprünglichen Sinn gänzlich verloren haben, reinen Unsinn darstellen und lediglich aus Freude am Unsinn oder an der Rede, vielleicht auch aus Mangel an eigenen Gedanken, aber ganz gedankenlos gebraucht werden, somit also Redensarten im wahrsten Sinne des Wortes sind. Zusammengenommen aber stellen diese Worte einen ursprünglichen Schatz alten deutschen Volkshumors und -Witzes dar, der zwar manchmal ziemlich derb und drastisch wirkt, jedoch durch Mundart und häufigen Gebrauch bereits scharf abgeschliffen und seines Stachels beraubt ist. Bei den Reimen und Liedern genügt nicht nur die Aufzeichnung der Texte, sondern es müssen auch die Melodien festgehalten werden. Ebenso wertvoll sind alte Dorfgeschichten: Spukgeschichten, Erzählungen von alten Dorforiginalen, Anekdoten aus Vergangenheit und Gegenwart von Glauben und Aberglauben.
Genauso wichtig und interessant ist das Arbeitsgebiet für die biologisch ausgerichteten Heimatfreunde. Hier gilt es zunächst, die seltenen und daher als Naturdenkmäler unseres engeren Heimatgebietes anzusprechenden Pflanzenarten ausfindig zu machen und sie, wenn nötig, unter Naturschutz zu stellen, zumindest aber zu fotografieren. Beschreibungen von Vertretern unserer heimatlichen Vogelwelt, den Bewohnern des heimatlichen Waldes, der Lebensgemeinschaften in unseren Gräben, Bächen und Seen vervollständigen die Arbeit. Daneben würden Arbeiten über die Zusammenhänge zwischen Pflanzenwelt und Bodenbeschaffenheit, das heißt also Feststellung sogenannter Pflanzenindiktatoren, gerade bei
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