weg, der hinter den Gehöften entlangführte. Noch heute umschließt dieser Weg das sogenannte „alte Dorf“. Zum inneren Dorfplatz mit der alten Kirche und der ehemaligen alten Schule hin aber führte damals nur der Weg, der heute vom Spritzenhaus her zwischen dem Kählerschen und dem Kaufmannschen Grundstück hindurch verläuft und jetzt im Netz der Wege und Straßen des Dorfes nur eine untergeordnete Stelle einnimmt.
Hundert Jahre ist es nun her, da brachte ein Wentdorfer über sein Dorf große Not. Die alte Wentdorfer Chronik berichtete darüber. Leider ist sie seit dem Kriegsende 1945 nicht mehr auffindbar. Mündliche Nachforschungen bei den Alten des Dorfes sowie auch ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1939 gaben leider kein eindeutiges Bild von diesem für die Geschichte unseres Dorfes so wichtigen Mißgeschick. Endlich konnte ich noch ein Exemplar einer Wochenzeitschrift aus dem Jahre 1856 auftreiben. „Der_ Bürgerfreund — Eine Zeitschrift zur Belehrung und Unterhaltung, sowie®/) zur Besprechung der localen und sozialen Interessen der Prignitz“ berichtet in seiner Ausgabe Nr. 6 im Mai des Jahres 1856 folgendes:
„In der Nacht vom 7. zum 8. d. Mts. brach im Dorfe Wentdorf eine Feuersbrunst aus, welche 8 Wohnhäuser, 8 Scheunen, 7 Ställe, 4 Altentheils- häuser und 1 Backhaus gehörig 8 Hofwirthen und einem kleineren Eigen- thümer, völlig in Asche legte. Das Feuer entstand in der Scheune des Bauern Beneke und, da diese gleichzeitig den Pferdestall enthielt, die Flamme aber an dem Strohdach eine so fördernde Nahrung fand, so war es nicht einmal möglich, die 7 im Stalle sich befindlichen Pferde zu retten und diese fahnden sämmtlich in den Flammen ihren Tod. Die Entstehungsart dieses Brandes hat nicht ermittelt werden können. Sämmtliche Gebäude waren bei der Elberfelder Feuer-Assecuranz versichert.“
Das alte Wentdorf war in dieser Nacht ausgelöscht worden. Wie war das möglich?
Falscher Verdacht trübte lange Zeit hindurch das Verhältnis der Einwohnerschaft untereinander. Erst auf ihrem Sterbebette — Jahre nach dem Unglückstage — erleichterte die Frau des Brandstifters, selbst mit großer Schuld belastet, ihr Gewissen.
In der mündlichen Überlieferung wird dazu berichtet:
Der Brandstifter, Himburg soll er geheißen haben, habe die Absicht gehabt, durch die Brandstiftung in den Besitz der Versicherungssumme für sein eigenes kleines Grundstück zu kommen. Um den Verdacht aber von vornherein von sich abzulenken, habe er die Scheune des benachbarten Bauern Beneke angezündet in der Hoffnung, daß der günstige Wind dann die gewünschte Ausweitung des Brandes bewirken würde.
Als sich aber der Wind gegen 22 Uhr gelegt hatte und nicht mehr vermochte, die Glut aus dem schwelenden Aschehaufen weit hinauszutragen,
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