Jungen im Abstand von etwa zwei Tagen das Licht der Welt. Während drei der Vögel nach der nächtlichen Mahlzeit einen ausgiebigen Verdauungsschlaf hielten und mich nicht beachteten, verfolgte der vierte mein Tun mit großen Augen.
Als ich nach acht Tagen erneut ins Brutgebiet kam, saßen zwei der Jungkäuze außerhalb der Höhle auf einem Ast und sonnten sich. Im Nest befand sich nur noch das kleinste der Geschwister, während der Älteste offenbar mit seinen Eltern auf einem- Baum in der Nähe den Tag verbrachte. Die beiden Ausflügler auf dem. Ast der Eiche saßen mir geduldig Modell, und mit dem Teleobjektiv kam ich zu einigen herrlichen Porträtaufnahmen.
Als ich nach einer weiteren Woche erneut Gelegenheit fand, nach den Käuzen zu sehen, war die ganze Gesellschaft verschwunden. Ob sie sich im kommenden Jahr an gleicher Stelle einftnden wird? — Bezeichnend für die große Wohnungsnot der Höhlenbrüter war, daß im gleichen Aststumpf, nur wenige Meter voneinander entfernt, noch ein Spechtpaar und eine Staren- familie ihre Jungen aufzogen.
Viele Geheimnisse gibt es noch im nächtlichen Leben unserer Eulen. Über ihre Ernährung aber wissen wir weit besser Bescheid, als allgemein bekannt ist. Bei allen Greifvögeln und daneben auch bei einer Reihe anderer Vögel, werden die unverdaulichen Nahrungsreste, wie Knochen, Haare und Federn, im Magen zusammengeballt und als sogenannte „Speiballen“ oder „Gewölle“ wieder ausgewürgt. Da in den Eulengewöllen, im Gegensatz zu den Tagraubvögeln, die Knochen ihrer Beutetiere unzersetzt enthalten sind, lassen sich diese, nach Art und Zahl, durch die Untersuchung der Gewölle genau ermitteln. Der am 21. März 1954 verstorbene Dr. h. c. Uttendörfer hat, von zahlreichen Mitarbeitern unterstützt, in einem sich über sechs Jahrzehnte erstreckenden Zeitraum zahlreiche Rupfungen und Gewölle aller bei uns vorkommenden Greifvögel untersucht. In seinen Arbeiten vermittelt er uns wertvolle Erkenntnisse über die Ernährungsweise dieser Vögel.
Die dem Landmann so schädlichen Feldmäuse nehmen den ersten Platz ein auf der Speisekarte der Eulen und Käuze. Der Mäuseanteil beläuft sich auf 65 bis 85 Prozent der Gesamtbeute, kann aber in mäusereichen Zeiten noch erheblich höher sein. Lediglich die Schleiereule fängt eine Menge der nützlichen Spitzmäuse, die etwa ein Viertel ihrer Beute ausmachen. Der Anteil an Vögeln ist, mit Ausnahme des Waldkauzes (15 Prozent), gering und liegt bei den anderen Eulen unter 5 Prozent. Der Rest der Beute setzt sich aus Fröschen, Kröten und Insekten zusammen.
Die Nützlichkeit der Eulen ist also anhand ihrer „Speisekarte“ einwandfrei erwiesen. Hoffentlich setzt sich diese Erkenntnis besonders unter der Landbevölkerung durch, damit abgelassen wird von dem unbegründeten Haß. Lernt die Rufer der Nacht kennen, und ihr werdet sie lieb gewinnen. Gewährt ihnen den Schutz, den sie verdienen.
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