Heft 
(1957) 2
Seite
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ERICH MAENNEL, KYRITZ

Die Windmühle von Zietensaue

An der südlichen Grenze des Kreises Kyritz liegt das Dorf Bartschendorf mit der Kolonie Zietensaue. Dort steht die alte Windmühle, die im Jahre 1774 von dem Müller Martin Micha aus Buchholz im Mecklenburgischen erbaut wurde.

Micha wurde in diesem Jahre von Friedrich II., neben anderen Kolonisten, angesetzt. Zu seiner Windmühle wurde ihm das Bauholz geliefert, den Bau selbst mußte er auf eigene Kosten ausführen. Auf dem Balkenbrett in der Mühle ist noch heute Jahr und Tag der Fertigstellung zu lesen. Zu seiner Windmühle bekam er noch 50 Morgen Bruchboden, die er roden und kultivieren mußte. Wohnhaus, Stall und Scheune wurden ihm fertig­gebaut übergeben. Alles gerodete Stammholz mußte dr an das königliche Forstamt abliefern, die Wurzelstöcke und Äste konnte er behalten als Brennholz und zur Anlage von Zäunen und Einfriedigungen. Um nun dem Müller Micha auch das nötige Mahlgut zu verschaffen, hatten die Kolo­nisten und Hopfengärtner zu Siegrothsbruch, zu Giesenhorst, zu Zieten­saue, zu Bartschendorf und zu Michaelisbruch nur in der Mühle von Zie i tensaue mahlen zu lassen, oder, wie der Ausdruck lautete, sie waren als Mahlgäste für diese Mühle angewiesen. Der Erbzinsvertrag sieht vor, daß Micha für die Mühle zwei Freijahre und für das sogenannte Holländer Gut in Größe von 50 Magdeburger Morgen, das er gleichfalls bekam, und zwar vorn Trinitatis 1778 an gerechnet, für die Mühle und die Landwirt­schaft 94 Taler, und zwar für die Mühle 74 Taler und für das sogenannte Holländer Gut 20 Taler zu zahlen hatte. Der Müller war verpflichtet, die ihm angewiesenen Mahlgästeaufrichtig zu behandeln und nur die zu­lässige Metze zu nehmen, andernfalls er zur Verantwortung gezogen und

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bestraft worden wäre. Falls die angewiesenen Mahlgäste nicht zu seiner, sondern zu einer anderen Mühle gehen, würde gleichfalls eine Bestrafung derselben eintreten.Das Bier und der Branndwein, so derselbe in seiner

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