HERMANN GIESE
Die Entwicklung des Eisenbahnknotenpunktes
Wittenberge
Fortsetzung aus Heft 10/56
Neues Leben beginnt im Mai 1945
In den frühen Morgenstunden des 3. Mai erfolgte bei herrlichstem- Sonnenschein der Einmarsch der sowjetischen Truppen durch die Straßen der Stadt. Aus jedem Haus wehte die weiße Fahne.
Vom Stadtkommandanten war ein Aufruf erlassen. Jeder arbeitsfähige Bürger sollte seine alte Arbeit wieder aufnehmen.
Nun konnte ein neues Leben seinen Anfang nehmen!
Wie sah es aber auf dem Wittenberger Bahnhof aus? 15 Weichen, 900 m Gleis und das Stellwerk Wik waren zerstört. In den Gleisanlagen lagen oder standen zerstörte und ausgebrannte Wagen. Munition und allerlei Gerät lag umher, auch Tote fehlten nicht.
Der Güterschuppen war abgebrannt. Das Reichsbahnausbesserungswerk hatte unter Granatsplittern gelitten, die sehr viel Glasschaden verursacht hatten.
Im Bahnbetriebswerk Wittenberge sah man die Folgen von fünf Bombeneinschlägen und 32 Artillerietreffern. Überall Zerstörung, Chaos und Ratlosigkeit.
Die Wittenberger Eisenbahner kamen zum Teil schon bis zum Mittag des 3. Mai wieder zu ihren Dienststellen. Damals zeigten sich die Aktivisten der ersten Stunden. „Wir müssen auf räumen, den Schutt beiseite schaffen, wiederauf bauen; denn ohne Eisenbahn können wir nicht leben.“ Das war der Geist bei einer Anzahl der vorhandenen Eisenbahner.
Im Bahnbetriebswerk Wittenberge meldeten sich im Laufe des 3. Mai 479 Eisenbahner zur Wiederaufnahme der Arbeit. Wittenberge gehörte damals zur Reichsbahndirektion Hamburg und war von dieser abgeschnitten. So war es nicht verwunderlich, daß die Leiter der Reichsbahnämter
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