kopflos waren, weil keine Anordnungen von „oben“ kamen. Alte Gewerkschafter übernahmen das Kommando, organisierten das Aufräumen und die Wiederaufnahme des Verkehrs.
Diese ersten Organisatoren waren: •
„Karl Seidel t, Karl Schröder t, Gustav Werner,
Walter Rönnpage t, Paul Krause, Wilhelm Huse,
Max Opitz, Erich Kenzler u. a.“
Nun ging die Arbeit langsam aber stetig voran. Die Eisenbahner trugen weiße Ambinden mit der Aufschrift „Eisenbahner“ in russischer Schrift und konnten mit diesem sichtbaren Ausweis ihrer Tätigkeit ungehindert nachgehen.
Die schlechte Arbeitsmoral kennzeichnete sich aber bald durch einen hohen Krankenstand. Von den am 3. 5. gemeldeten Eisenbahnern waren
von 271 ehemalgen Beamten 20 % und
von 208 Arbeitern 21,3 %
krank. Von 72 vorhandenen Lokomotiven waren 11 in kürzester Zeit wieder betriebsfähig.
Schon nach einigen Tagen des Aufräumens konnte in Richtung Lüneburg bis Dömitz und in Richtung Hamburg bis Klein-Warnow gefahren werden. In Richtung Berlin und Magdeburg war der Verkehr unterbrochen. Auf der Strecke bis Berlin waren kleinere Brücken und Durchlässe gesprengt. Die große Elbbrücke war noch in den letzten Tagen gesprengt worden. Ein großer und ein kleiner Bogen lagen im Strom, und auch ein Strompfeiler war beschädigt. Die wichtige Süd-Nord-Verbindung von Magdeburg war für längere Zeit unterbrochen.
Am 8. Mai übernahmen sowjetische Eisenbahnertruppen die Leitung des Eisenbahnbetriebes. Mit dem Eintreffen sowjetischer Pioniere wurden die kleineren Brücken und Durchlässe behelfsmäßig hergestellt und auch die Notbrücke über die Elbe wurde sofort in Angriff genommen.
Die Umstellung auf den eingleisigen Betrieb erforderte umfangreiche Arbeiten an den Sicherungsanlagen.
In den nachfolgenden Ausführungen ist im wesentlichen die Aufbauarbeit des Bahnbetriebswerkes Wittenberge behandelt
Wenn auch ein guter Stamm Eisenbahner im Mai die Arbeit begonnen hatte, so waren es bei der damaligen Arbeitsproduktivität aber viel zu wenig, um schnell wieder in die Höhe zu kommen. Die Zerstörungen, die
38