Heft 
(1957) 2
Seite
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ALBERT HOPPE, PERLEBERG

Richtfest Zeichnung: H. Seiler

Wenn bei einem Bau die Zimmerleute ihre Balken gesetzt haben, wenn eine handwerklich oft meisterhafte, bisweilen kühne Dachkonstruktion dem Gebäude sein zunächst noch recht luftiges Haupt gab, dann klettern die Zimmerer noch einmal in die Spitze, um mit frohen Scherzen und doch mit einer gewissen Feierlichkeit dort die Richtekrone anzubringen. Sie ist nicht nur das festliche Zeichen einer in ihrem Wesentlichen gelungenen Arbeit, sondern sie ist auch das Symbol eines gewichtigen Tages, der wohl wert ist, mit einem frohen Umtrunk oder mit einem kleinen Fest gefeiert zu werden. So ist dasRichtefest seit altersher ein guter und festgewur­zelter Brauch. Wenn von der Spitze des Daches die Krone weit ins Land grüßt, wenn die bunten Bänder lustig im Winde flattern, wenn die Helfer des Tages, die Beteiligten und Interessierten und auch die Neugierigen ihre Blicke nach oben lenken, dann hebt dort in luftiger Höhe der Zimmer­polier das Glas, dann sagt er sein Segenssprüchlein für das Gebäude und den Bauherrn, und dann leert er, wie man es zum Wohl eines jeden guten Beginnens tut, das Glas bis auf den Grund, um es schließlich, nachdem er es, neu gefüllt, auch an die Gehilfen da oben weiterreichte, schmetternd unten am Boden zerschellen zu lassen. Scherben bedeuten eben von jeher

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