Heft 
(1957) 2
Seite
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OTTO WOSTMANN, BREDDIN

Eine Wanderung durch die Breddiner Schweiz

Ist es nicht ein wenig anmaßend, daß bißchen Wald und Wasser, das kleine, schmale Tal mit dem Namen des herrlichen Alpenlandes zu bezeichnen? Wir -sehen bei uns keine schneebedeckten Bergriesen in die Wolken ragen, keine Gletscheribäche über Felsen und Abhänge stürzen, keine Sennhütten sich an die Berghänge schmiegen, keine 'blauen Seen aus lieblichen Tälern leuchten: wir treffen weder Sennen noch Gemsjäger und dennoch haben wir der schönsten Landschaft unserer Feldmark diesen Namen gegeben. Unsere Schweiz soll uns ein klein wenig das Schweizerland ersetzen. Wie es eine Ruppiner, eine Märkische und eine Holsteinische Schweiz gibt, so besitzen wir unsere Breddiner Schweiz. Sie erhebt keinen Anspruch, die schönste zu sein. Trotzdem hat auch sie ihre Schönheiten, und ein Natur­freund wird ihr manche Reize abgewinnen.

Wenn wir vom Breddiner Bahnhof auf der Dorfstraße nach Süden wan­dern, sehen wir zur rechten Hand, ehe wir den Ausgang des Dorfes, errei­chen, den Stadtweg, der durch den Wald nach Havelberg führt. Diesem Weg folgen wir. In einer Viertelstunde treffen wir am Waldrand auf eine kleine Brücke, unter der derÜckernbach dahinrauscht. Auf der Karte führt er dein NamenKönigsfließ" oder auchMühlengrafoen. Er ist ein Abfluß des Bendeliner Luches. Vom Osten her kommt ein zweiter Arm aus der Kötzliner Richtung, der in der Nähe von Schönermark seine Quelle hat. Beide fließen einige Zeit lang nebeneinander her, um sich kurz vor dem Bahndamm zu vereinigen. Auf weiter Strecke bildet nun der Bach die Grenze zwischen Breddin und Damelack und vom Walde ab bis nach Kümmennitz die Grenze zwischen den Kreisen Kyritz und Havelberg. Nach vielem Hin und Her gelangt er endlich nach Voigtsbrügge, wo ihn die Neue Jägelitz auf nimmt.

Wir gehen über die Brücke ein paar Schritte in den Wald hinein, biegen nach links ab und folgen einem breiten, ebenen Waldpfad. Links am Wald­rand windet sich ein Bächlein durch das Gebüsch. Hohes Farnkraut, Hasel­gebüsch und Kiefemgesprüpp umsäumen unseren Pfad. Nach etwa fünf Minuten kommen wir an die alte Poststraße von Kyritz nach Havel'berg. Wir wenden uns bachwärts und sehen vor uns einige Gehöfte liegen, die

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