sprach und von überall die Müllerburschen kamen, um beim Müller in den Dienst zu treten und eventuell die Tochter heiraten zu können. Diese war aber sehr hochmütig und wies die vielen Freier kurzerhand ab.. Außerdem tand man jeden Bewerber am nächsten Morgen tot in der Mühle in seinem Bett. Niemand fand hierfür eine Erklärung. Es konnte nicht anders sein, als daß der Teufel selbst sein böses Spiel trieb. So kam es, daß allmählich jedermann diesen Ort mied.
Ein Müllerssohn aus der Umgebung von Potsdam erfuhr von dieser Geschichte. Da er an Spuk und böse Geister nicht glauibte, beschloß er, trotz aller Warnungen, sein Glück zu versuchen. Der Müller warnte ihn eingehend und wies auf das Ende seiner Vorgänger hin. Der junge Mann ließ sich aber nicht beirren. Er, bat um einen Säbel, zwei Öllampen und ein Stück Kreide und begab sich in die Stube, in der er übernachten sollte Dort stellte er sein Bett mitten in die Stube und zog rundherum auf dem *Boden einen Kreidekreis, wobei er einen alten Spruch hersagte. Dann nahm er seinen Säbel, stellte sich in den Kreis und wartete der Dinge, die da kommen sollten. Kaum war von der Königsberger Kirche der letzte mitternächtliche Glockenschlag verhallt, da war schon ein fürchterliches Toben zu hören. Das Fenster der Stube wurde aufgestoßen und herein sprangen unter wütendem Geheul drei mächtige schwarze Katzen, die von einem im Hintergrund stehenden Kater angefeuert wurden. Sie versuchten, an den Burschen heranzukommen, um ihn zu erwürgen. Dies war aber nicht möglich, da die Katzen den Kreidekreis nicht überschreiten konnten. Immer wütender wurden sie, vor allem der große Kater, der seine Beute nicht erreichen konnte. Der Müllerbursche aber stand während dieser Zeit in dem Kreis und gab mit dem Säbel gut Obacht. Als eine Katze ihre Krallen ein Stückchen über den Kreidestrich setzen konnte, schlug er mit seiner Waffe kräftig zu. Unter noch stärkerem Geheul sprangen die Katzen aus dem Fenster und suchten das Weite. Der junge Mann aber legte sich ins Bett und schlief bis zum hellen Morgen. — Als die Sonne hoch am Himmel stand, ging der Müller in die Stube, um nach seinem Gast zu sehen. Er glaubte ihn ebenso wie seine Vorgänger aufzufinden. Wie staunte er aber, als er frisch und munter im Bett lag. Der Bursche erzählte sein nächtliches Erlebnis. Als man näher hinsah, fand man auch die abgeschlagenen Krallen, die sich als Menschenfinger erwiesen. Die Angelegenheit sprach sich herum, und es stellte sich heraus, daß seit dieser Nacht einem jungen Mädchen in Königsberg ein Finger fehlte. Nun kam es heraus, daß die Mädchen in Königsberg neidisch auf die schöne Müllerstochter waren und ihr die vielen Freier nicht gönnten. Sie hatten mit dem Teufel ein Bündnis geschlossen, der sie nachts in Katzen verwandelte und ihnen bei der Ermordung behilflich war. Sie wurden alle schwer bestraft, und seit dieser Zeit hörte der Spuk auf. Der unerschrockene Bursche aber heiratete die schöne Müllerstochter und lebte glücklich und zufrieden.
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