Heft 
(1958) 2
Seite
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den Büschen und Bäumen tauchen einzelne Häuser auf; es sind die Höfe der von Friedrich II. 1776 gegründeten Kolonie Sophiendorf.

Viele schmale und kurze Wege führen in die bewaldeten Hänge hinein. Die Breddiner Bauern haben hier jahrzehntelang Sand für ihre niedrigen und feuchten Wiesen, die fast bis Sophiendorf heranreichen, abgefahren. In den Sandgruben fanden sie oft Tonscherben, die sie achtlos beiseite warfen, weil sie deren Bedeutung nicht erkannten. Auch auf den Wiesen­bergen fanden die Bauern beim Pflügen häufig Scherben. Der Bahnmeister K e i 1 in Breddin hörte davon und sah sich -die Scherben an. Er las damals in zwei Aufsätzen von Dr. Kiekebusch, dem Leiter der vorgeschichtlichen Abteilung des Märkischen Museums in Berlin, über Ausgrabungen und vorgeschichtliche Funde. Diese Abhandlungen brachten ihn auf den Ge­danken, daß die Tonscherben zerstörte Urnen sein könnten. Er schrieb an den Verfasser der Artikel und berichtete ihm über die auf den Wiesen­bergen gefundenen Scherben. Auf Grund dieser Mitteilung kam Dr. Kieke­busch im Frühjahr 1912 nach Breddin, um die ersten Untersuchungen vor­zunehmen.

Doch hören wir den Vorgeschichtsforscher nun selbst. In derBerliner Mor­genpost berichtete er damals über seine Ausgrabungen auf den Wiesen­bergen. Das Wichtigste dieses Aufsatzes soll hier mitgeteilt werden. Er schrieb:

Nach der ersten Besichtigung schon konnte ich feststellen, daß wir es bei Breddin mit einem der ergiebigsten Fundplätze aus märkischer Vorzeit zu tun haben. Beinahe der ganze Raum zwischen zweien der Hohlwege in einer Ausdehnung von mehr als 1 km, also 10 bis 15 Minuten Weges, ist von vorgeschichtlichen Gräbern bedeckt. Ein Riesengräberfeld also, das von der Höhe bis zum Fuß des Abhanges hinunterreicht, läßt uns ahnen, wir stark diese Gegend vor Tausenden von Jahren schon besiedelt war. Wasser, Wiesen und Acker boten hier nach allen Seiten hin die Möglich­keit, sich den Lebensunterhalt zu verschaffen. Ackerbau und vor allem die Viehzucht haben hier ganze Geschlechter der Vorzeit reichlich ernährt.

Den Breddiner Bewohnern war der Platz eigentlich stets bekannt. In alter wie in neuer Zeit ist hiergebuddelt worden; ganz vereinzelte Funde ge­langten auch einmal in ein Museum. Für die Wissenschaft blieb der Platz so gut wie unfruchtbar. Überall umhergestreute Steine, die traurigen Reste zerstörter Gräber, verraten noch heute, wie hier gehaust worden ist. Was mag da alles schon in Trümmer gegangen sein? Doch, das Ge­schehene läßt sich nicht ungeschehen machen. Jetzt wenigstens hört der Raubbau auf. Sämtliche Besitzer haben nach aufklärenden Vorstellungen

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