OTTO WÖSTMANN, BREDDIN, KREIS KYRIT Z
Die Sage vom „Faulen) See“ bei Breddin *
Mitten im Walde stand vorzeiten eine durch Graben und Mauer geschützte Burg. Dort lebte ein Ritter mit seiner Tochter. Zur Sommerzeit ritten sie zu den Nachbarburgen, um an fröhlichen Kampfspielen teilzunehmen. An den langen Winterabenden saßen sie am flackernden Feuer des Kamins und erfreuten sich am Saitenspiel und an alten Liedern. Eines Tages im Herbst brachte man den Vater von einer Jagd tot nach Hause. Ein Sturz mit dem Pferde hatte sein Leben beendet. Tiefe Trauer erfüllte die Burg. Fortan waren Saitenspiel und Lieder verstummt. Die Tochter lebte still und einsam.
Die Kunde von dem Tode des Ritters drang bis in die nördliche Prignitz. Dort lebten auf einer alten Burg zwei Brüder. Jetzt hielt der jüngere Ritter die Zeit für gekommen, für sich eine Burg zu gewinnen. Er schickte einen seiner getreuesten Mannen als Werber zu dem Burgfräulein und ließ um ihre Hand anhalten. Doch das schöne Ritterfräulein kannte ihn als einen rauhen Kriegesmann und war ihm nicht gewogen. Der abgewiesene Freier fühlte sich in seiner Ehre gekränkt. Er beschloß, die stolze Besitzerin mit Gewalt zu entführen.
In aller Stille sammelte er seine Knappen und Knechte. Nach einigen Wochen ritt er mit seinen Reisigen durch die nächtlichen Wälder der Burg zu, die er im Morgengrauen erreichte. Sofort gab er den Befehl zum Angriff. Die Kriegsleute stürmten mit ihren Waffen und Sturmleitern auf die Burg zu, um die Mauern zu ersteigen. Sie fanden aber heftigen Widerstand. Damit hatte der Ritter nicht gerechnet. Die Besitzerin der Burg hatte diesen Überfall geahnt und schon seit einigen Tagen Mauern und Tore stark besetzt, so daß es dem Angreifer nicht gelang, die Mauern zu nehmen. Der Angriff wurde mit großen Verlusten abgeschlagen. Der Feind zog sich in die weiten Wälder zurück. In der Burg herrschte großer Jubel über den Sieg.
*) siehe „Unsere Heimat“ 1957/3, Seite 90
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