FRANZ SCHULZ-SCHLEUSENAU
Das Geheimnis von Perleberg
Historische Novelle
Fortsetzung
Wortlos wandte sich der preußische Offizier ab und warf die Tür hinter sich ins Schloß.
Noch selbigen Tages war er nach Berlin geeilt, hatte dem Gouverneur, Generalleutnant v. L’Estoq, Meldung erstattet und um Verhaltungsmaßregeln gebeten.
Man befand sich in einer heiklen Situation. Einerseits mußte man vermeiden, den Kaiser und seine Polizei zu reizen.
Eben erst war es mit großer Mühe gelungen, nach jenem im Frühjahr dieses Jahres zusammengebrochenen Schill’schen Abenteuer das Mißtrauen Napoleons gegen Preußen halbwegs einzuschläfern. Andererseits durfte man es mit England nicht verderben. Wenigstens mußte man nach außen hin das Ansehen der preußischen Regierung zu wahren versuchen.
Es stellte sich heraus, daß dem Berliner Polizeipräsidium von Paris ein Wink gegeben war, man fahnde auf Bathurst. Aus diesem Avis konnte man schließen, daß es Napoleon lediglich darauf ankam, sich der Papiere, vielleicht auch der Person des Gesandten zu bemächtigen, um ihn evtl, als wertvolles Faustpfand ausspielen zu können.
Klitzing hingegen vertrat die Ansicht, daß der Lord unmöglich lebendig die Mauern Perlebergs verlassen haben, noch viel weniger dort als Gefangener zurückgehalten sein könne. Seiner Auffassung, daß man den Diplomaten in Perleberg beseitigt habe, schloß sich auch das Gouvernement an. In Berlin war man überzeugt, daß es den Agenten Fouches gelungen sein dürfte, ihren Vorsprung auszunutzen und sich mit den erbeuteten Papieren aus dem Staube zu machen. Wahrscheinlich seien auch alle übrigen in diese unerquickliche Angelegenheit verwickelten Personen längst dem Arme der preußischen Behörden entrückt. So glaubte man, daß man jetzt die Nachforschungen nach dem Verbleib des unglücklichen Opfers von Amts wegen in die Hand nehmen könne, ohne die Herren Franzosen vor den Kopf zu stoßen. Bei allen Instanzen bestand auch nicht der leiseste Zweifel, daß bei Lord Bathursts Verschwinden einzig und allein politische Beweggründe in Frage kämen.
Dem wackeren Kommandanten muß es zur Ehre angerechnet werden, daß er den Winkelzügen aller leisetretenden Zivil- und Militärdienststellen
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