Heft 
(1958) 2
Seite
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v. Bärwald:

Das ist gelogen! Das ist eine infame Verleumdung!

Alexander:

Dem Herzog von Braunschweig soll eine Kugel durch beide Augen gegangen sein. Der Kommandant von Berlin befahl: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, ich habe die Afflchen sel­ber gelesen.

Minchen:

. . . und unser Prinz Louis Ferdinand?

Alexander:

Louis Ferdinand ist schon einige Tage vorher bei Saalfeld den Heldentod gestorben, (tiefe Stille)

Schulze:

Schräder:

Mein'Gott, warum strafest du uns so hart . . .?

Kommen Sie, lieber Krüger, wir müssen aufs Rathaus.

Frau Schräder: Aber das alles ist ja furchtbar

Minchen:

Herr Major, was wird denn nun?

v. Bärwald:

(wütend) Was bedeutet schon eine verlorene Bataille? Friedrich gab bei Kollin auch nicht auf und gewann die Campagne.

Christiane:

Mich schauerts ...

Frau Brandt:

Es isf kalt geworden. Kommet herein. Gebet mir den Lütten. Bitte, kommet alle herein.

Schulze:

Bitte auch mich zu entlassen. Ich will auch aufs Rathaus gehen. Gevatterin . . . Mademoiselle Neumann . . . meine Damen . . . (zu Kersten) lieber Freund . . .

(Die Damen und Bärwald gehen ins Zimmer, Kersten geht mit Schulze zur Straße hin ab, Christiane geht als letzte und wendet sich plötzlich)

Christiane:

(sehr ängstlich) Karl Friedrich!

Kersten:

(kommt zurück) Ja, Christiane?

Christiane:

(voller Angst) Ich dachte ... du bist . . . weggegangen . . .

Kersten:

Warum sollte ich Weggehen? Ich habe nur Gevatter Schulze hinausbegleitet.

Christiane:

Karl Friedrich, du darfst nie von mir gehen. Ich fürchte mich, wenn du nicht bei mir bist.

Kersten:

Du liebes, kleines, dummes Kind. Ein Kaufmann muß doch seinen Geschäften nachg.ehen.

Christiane:

(an seiner Brust liegend) Mir ist so weh, so bange. Sage, daß du mich nie verlassest.

Kersten:

(streichelt sie zärtlich) Du ... (er küßt sie zart)

Christiane:

(in banger Erregung) Du versprichst es mir nicht?

Kersten:

(sehr liebevoll) Du mußt jetzt stark und tapfer sein, mein Kleines. Du zitterst ja. Nimm deinen Schal. Komm, Ge­liebtes, wir wollen zu unserem Kinde gehen.

(er legt den Schal um ihre Schultern und. führt sie liebe­voll ins Zimmer)

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