v. Bärwald:
Das ist gelogen! Das ist eine infame Verleumdung!
Alexander:
Dem Herzog von Braunschweig soll eine Kugel durch beide Augen gegangen sein. Der Kommandant von Berlin befahl: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht, ich habe die Afflchen selber gelesen.
Minchen:
. . . und unser Prinz Louis Ferdinand?
Alexander:
Louis Ferdinand ist schon einige Tage vorher bei Saalfeld den Heldentod gestorben, (tiefe Stille)
Schulze:
Schräder:
Mein'Gott, warum strafest du uns so hart . . .?
Kommen Sie, lieber Krüger, wir müssen aufs Rathaus.
Frau Schräder: Aber das alles ist ja furchtbar
Minchen:
Herr Major, was wird denn nun?
v. Bärwald:
(wütend) Was bedeutet schon eine verlorene Bataille? Friedrich gab bei Kollin auch nicht auf und gewann die Campagne.
Christiane:
Mich schauerts ...
Frau Brandt:
Es isf kalt geworden. Kommet herein. Gebet mir den Lütten. Bitte, kommet alle herein.
Schulze:
Bitte auch mich zu entlassen. Ich will auch aufs Rathaus gehen. Gevatterin . . . Mademoiselle Neumann . . . meine Damen . . . (zu Kersten) lieber Freund . . .
(Die Damen und Bärwald gehen ins Zimmer, Kersten geht mit Schulze zur Straße hin ab, Christiane geht als letzte und wendet sich plötzlich)
Christiane:
(sehr ängstlich) Karl Friedrich!
Kersten:
(kommt zurück) Ja, Christiane?
Christiane:
(voller Angst) Ich dachte ... du bist . . . weggegangen . . .
Kersten:
Warum sollte ich Weggehen? Ich habe nur Gevatter Schulze hinausbegleitet.
Christiane:
Karl Friedrich, du darfst nie von mir gehen. Ich fürchte mich, wenn du nicht bei mir bist.
Kersten:
Du liebes, kleines, dummes Kind. Ein Kaufmann muß doch seinen Geschäften nachg.ehen.
Christiane:
(an seiner Brust liegend) Mir ist so weh, so bange. Sage, daß du mich nie verlassest.
Kersten:
(streichelt sie zärtlich) Du ... (er küßt sie zart)
Christiane:
(in banger Erregung) Du versprichst es mir nicht?
Kersten:
(sehr liebevoll) Du mußt jetzt stark und tapfer sein, mein Kleines. Du zitterst ja. Nimm deinen Schal. Komm, Geliebtes, wir wollen zu unserem Kinde gehen.
(er legt den Schal um ihre Schultern und. führt sie liebevoll ins Zimmer)
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