fernstand. Rücksichtslos hat er bis zuletzt seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Ebenso eifrig wie gewissenhaft war er bemüht, ohne Schonung von Person und Sache, das „Geheimnis von Perleberg“ aufzuklären.
Nach eingehenden Vorbereitungen ordnete er an, am 30. November durch ein Massenaufgebot von Soldaten, Bürgern, Bauern und Förstern mit Hunden in und um Perleberg alles unterste zu oberst zu kehren. Sorgfältig wurde jeder Winkel abgesucht. Selbst die Stepenitz ließ man ab.
Von der Regierung war eine ansehnliche Belohnung ausgesetzt.
Aber auch diese Generalrazzia verlief völlig ergebnislos.
#
Aus Fischer war nichts herauszubekommen. Er berief sich auf seine amtliche Eigenschaft und verweigerte die Aussage. Anfangs hatte er getobt und gedroht. Als sich aber Klitzing nicht einschüchtern ließ, ergab er sich in sein Schicksal.
Der offenbar von Fischer beeinflußte Hilpert hatte zunächst ebenfalls auf seine Zugehörigkeit zur französischen Polizei gepocht. Nach 24 Stunden Dunkelarrest bei Wasser und Brot wurde er etwas kleinlauter. Nach weiteren 24 Stunden Einzelarrestes war sein Trotz gebrochen. Er war aus wesentlich weicherem Stoff geschnitzt als der den genießerischen Bonvivant schauspielernde Dicke.
Hilpert gestand, daß er, ein gebürtiger Sachse, seit zwei Jahren der französischen Polizei Spitzeldienste geleistet und in Wien dem sich Fischer nenn^iden Agenten zugeteilt gewesen wäre. Von diesem sei er als Diener bei Lord Bathurst eingeschmuggelt, dessen Vertrauen er sehr bald erwarb. Seine Tätigkeit hätte in einer sorgfältigen Ueberwachung des Gesandten bestanden. Direktiven seien ihm von Fischer, dem er täglich Rapport abstatten mußte, zugegangen. Ueber das Verschwinden des Lords wüßte er beim besten Willen nichts auszusagen, außer, daß sowohl Fischer wie er selbst unter keinen Umständen daran beteiligt seien. Im Gegenteil, von seinem Auftraggeber hätte er bereits ausführliche Weisungen für die Reise durch Mecklenburg erhalten. Man müßte annehmen, daß durch das spurlose Verschwinden des Gesandten Herrn Fischer ein Strich durch seine Rechnung gemacht sei. Desgleichen auch jenen Juden, die ebenfalls im- Dienste der Polizei folgten und über deren Aufträge er sich nicht klar wäre. — Nach den Worten Fischers zu urteilen, könne der Lord gegen seine Begleiter Verdacht geschöpft haben und sei ihnen unter Zurücklassung seines Gepäckes entwischt.
Das Geständnis Hilperts hatte kein Licht in die geheimnisvolle Angelegenheit gebracht, sondern dieselbe nur noch verdunkelt. Im übrigen machten seine Angaben einen glaubwürdigen Eindruck. Nachträglich ergänzte Hilpert sein Geständnis dahin, daß er in der Post zu Perleberg zweimal von Fischer geschriebene Zettel den Juden zugesteckt hätte. Ueber den Inhalt
59