Heft 
(1958) 2
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wüßte er nichts zu sagen. Ob Fischer seinen Helfershelfer in seinen Plan nicht eingeweiht hatte?

Vielleicht war die Aufgabe der beiden Begleiter Bathursts erfüllt, wenn sie ihr Opfer bis nach Perleberg brachten und hier bis zur Dunkelheit festhielten. Möglich, daß jetzt Spezialisten den schwierigsten Teil der Ab­gabe übernahmen.

Die französische Polizei arbeitete präzise wie ein Uhrwerk. Wer von dem Raube eines königlichen Prinzen, jenes Herzogs von Enghien, auf neu­tralem Boden nicht zurückschreckte, würde der sich vor einem Banditen­streiche gegen die sakrosankte Person eines Gesandten scheuen? Letzten Endes wäre selbst ein Mord an dem Lord auch nur die Wiederholung eines Geschehnisses, die Quittung für die noch immer ungesühnte Ermordung des französischen Gesandten in Rastatt.

Was lag Fouche daran, wenn er eine ganze Welt brüskierte? Legte er doch seine Minen so teuflisch an, daß mit jeder derselben ein Teil des kaiserli­chen Ansehens mit in die Luft flog.

Je mehr Klitzing nachsann, um so verworrener und unerklärlicher erschien ihm das Verschwinden.

War Fischer vielleicht ein betrogener Betrüger, den man vielleicht im letz­ten Augenblick um die schon so sicher in seinem Besitze gewähnte Beute geprellt hatte? "

Ein Punkt, über den der Kommandant nicht hinwegkam, war der Gedanke, daß die Verfolger des Gesandten Helfershelfer in Perleberg gehabt haben müßten. Fremde hätten niemals ohne Beihilfe hier so restlose Arb^t ver­richten können. Er, dem die Enge der spießbürgerlichen Verhältnisse sei­nen Dienst schier unerträglich machte, mußte es wie zum Hohne erleben, daß hier eine Persönlichkeit von europäischem Ruf verlorengehen konnte, ohne auch nur den leisesten Anhaltspunkt zu hinterlassen. Und das in einem Neste wie Perleberg, wo einer dem andern in den Kochtopf guckte.

War es denn überhaupt auszudenken, daß ein Gesandter Seiner Groß­mächtigen Großbritannischen Majestät einfach von Gottes Erdboden fort­geblasen war? Ob er vollkommen kopflos oder im Fieberdelirium davon­gelaufen war? Hatte man ihn auf der Landstraße erschlagen und wie einen Hund verscharrt?

Ist er gar nicht politischen Motiven, sondern einem gewöhnlichen Raub­mord zum Opfer gefallen? Trug er nicht Gold und Edelstein prunkend zur Schau? Eine Schwäche, in so auffallender Aeußerlichkeit auf Reisen zu gehen. Ein Flüchtling und Verfolgter, der durch gewählte Kleidung und Schmuck aller Augen auf sich zog, anstatt sich unbemerkt von dannen zu stehlen.

Ob doch etwas an . jenem in der Stadt kursierenden Gerüchte wahr sein mochte?

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