Heft 
(1916) 1/2
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Museum, Tausende von Menschen besuchten die sonst so stille Stätte; es war eine Anregung ganz neuer Art für unsre Landbevölkerung gegeben. Kulturarbeit wurde getan unter allgemeiner Beteiligung, denn wer sah und die Namen der Nachbarn und Verwandten unter den Schaustücken fand, der gewann doppeltes Interesse für die Sache und tat auch sein Teil dazu, wie er konnte. Der beackerte Boden, der Schätze hergegeben, gewann ein neues Interesse: Tage­löhner, Kinder brachten Scherben, brachten Münzen (z. B. aus der Römischen Kaiserzeit), die Augen öffneten sich, die Sprache des Museums erzählte von der Vergangenheit, von unserer Vergangenheit; sie fand ein Echo im Lande! Urnen­felder wurden gemeldet, die Ausgrabungen von Blandikow, Kyritz, Techow, Wilmersdorf, Kuhbier, Vehlow u. a. folgten der von Dahlhausen, Spuren von Siedlungen wurden entdeckt, in lehmigem Grunde zwischen Blumenthal und Dahlhausen hatten die Feuerplätze eines Wendenlagers Spuren hinterlassen, im Sande von Vehlow zeigten sich in dunkleren Streifen und Flecken die Schwellen und Pfostenlöcher eines alt-germanischen Hauses, (Scherben machten hier und da die Bestimmung möglich.) Was hätte die Feder zu tun, um alle Mühsal und alle Wonnen von Paul Quentes Arbeit zu schildern, die förderten oder hemmten, den Lehrer Vetter aus Pritzwalk, dem Paul Quente erfüllte, was der Traum seiner jungen Jahre gewesen; Erich Schulz, den Bauernsohn aus Kuh­bier, der in Flandern siel, kurz ehe ihm sein Leutnantspatent ausgehändigt worden war, schlicht in seinen Lebensgewohnheiten, bescheiden in seinen An­sprüchen, ausgenommen, wo es galt, sie an sich selbst zu stellen, die Lehrer Rausch und Voß, den Gärtner Wendt, der Gelände und Arbeitskraft hergab für die Ausgrabung in Vehlow; den Bauern aus Wilmersdorf, der seine Eier­sammlung brachte und mit Freuden erzählte von der Zeit, wo er die Schläge nicht achtete in seinem Sammeleifer; den Jäger aus Burghof, der das Glück hatte, einen schwarzen Storch zu schießen, ihn ausstopfen ließ und ihn dem Museum schenkte usw. u. s. f.; und dann Paul Quente selbst, wie er seinen Pinsel eintrocknen ließ und seine materiellen Interessen gänzlich vernachlässigte für das Museum, wie er um des Museums willen sich an das Studium begab, wie er photographierte und schrieb und zeichnete, warb, stritt und aneckte für sein Museum und dann, als der Krieg begann, leuchtenden Auges Abschied nahm von seinem Werke, dem Germanengeiste nicht nur Denkmale zu errichten sondern ihn im Kampfe zu bewähren.

Er wurde nicht gleich eingestellt. Er gehörte zum Landsturm ohne Waffe, und es waren der Vollgesunden genug, die zur Fahne drängten. Er mußte harren bis zum Februar 1915. Da erst kam er an bei den Garde- Schützen. Die Zwischenzeit hatte er ausgekauft im Sanitätsdienste, besonders aber zur Fertigstellung von wissenschaftlichen Arbeiten, die mit seinem Museum im Zusammenhänge waren und nach seinem Willen der Nachwelt nicht verloren sein sollen. Auch im Felde hat er oft seines Museums gedacht und dafür gesammelt. Mehr aber noch kam der Künstler wieder zur Geltung, selbst auf den Uebungsmärschen hat er gezeichnet und große Freude davon gehabt: Soldat und Maler ist ein schönes Leben, wie's kein besseres gibt."

Soldat war er, von echtem Schrot und Korn, Germane von Art!Tapfer und von großem Pflichtbewußtsein" rühmt ihn sein Hauptmann, und der Major des aktiven Garde-Schützenbataillons, dem er vom 14. Juli, wo er ins Feld zog, bis zum 15. Oktober, wo er fiel, als Vizefeldwebel angehörte, schreibt der Aebtissin:der 15. 10. hat uns ja viel Ehr, aber auch viel Trauer gebracht, und der Verlust Ihres Pflegesohnes bedeutet auch uns viel." Und die Prignitz, der er so lange lang für sein kurzes Leben seine Kraft widmete?Er hat sich im Heiligengraber Heimatmuseum ein bleibendes Denkmal gesetzt", sagt eins unserer Blätter in kurzem, schönen Nachrufe. Dieses Denkmal behält Wert, solange es in Wechselwirkung bleibt mit der Prignitzer Bevölkerung, so­lange es kein toter Buchstabe wird, sondern weitergeführt wird in Paul Quentes Geist und seinen Zielen dient.