Heft 
(1916) 1/2
Seite
11
Einzelbild herunterladen

11

Er fiel durch eine feindliche Kugel bei einem Sturm auf dem Hartmannsweiler­kopf am 16. d. Mts. in der Morgenfrühe an der Spitze seiner Leute kurz bevor er die feindliche Stellung erreichte. Da es uns bei dem im Uebrigen sehr erfolgreichen Gefecht nicht gelang, grade diesen Teil der französischen Gräben in unseren Besitz zu bringen, mußten leider auch unsere Bemühungen, die Leichen zu bergen, ohne Erfolg bleiben. Wir hoffen, daß ihm die Franzosen die verdiente ehrenvolle Bestattung haben zuteil werden lassen.

Da wir eine genügende Anzahl dienstälterer Zugführer bisher besaßen, hatte Quente in der ersten Zeit der Zugehörigkeit zu meiner Kompagnie nur beschränkte Gelegenheit, seine Kräfte zu entfalten. Erst während unserer letzten Anwesenheit auf dem Hartmannsweilerkopf von Mitte September ab konnte ihm eine verhältnismäßig selbständige, verantwortungsvolle Aufgabe in einem schwierigen Teil unserer Stellung übertragen werden. Er hat dort mit Aus­dauer, Geschick und großem Pflichtbewußtsein seinen Posten versehen. Besonders hat er mit großer Unerschrockenheit wichtige Erkundungen vor unserer Stellung ausgeführt und ist dabei in mehreren Nächten bis in die französischen Gräben eingedrungen, ohne vom Feinde bemerkt zu werden. An dieser Stelle hat er denn auch bei dem Angriff am 16. 10. bis zu seinem ruhmreichen Ende die Sturmkolonne geführt. Leider konnte ihm nun die verdiente Auszeichnung in Gestalt des Eisernen Kreuzes nicht mehr zuteil werden, und die Bestimmungen verbieten die Verleihung dieses Ehrenschmuckes an Tote.

Er ist leider zu früh abberufen, um alle in ihm steckenden Kräfte, auch in militärischer Beziehung, zur vollen Entfaltung zu bringen. Von seiner bedeutenden künstlerischen Begabung habe ich leider nur wenige Proben gesehen. Es waren dies sehr gut gelungene Skizzen von schönen alten Bauwerken in Ensisheim, die er an Euer Hochwohlgeboren abgesandt hat. Mit großem Interesse habe ich ihn bei der Anfertigung dieser Zeichnungen beobachtet.

Von Leuten, die besonders viel in seiner Umgebung waren, kann ich die Schützen Schmidt, Scharenberg und Wirtz nennen. Erster war ständig, letztere beiden waren vorübergehend seine Putzer (Burschen). Alle drei gehören zur 1. Kompagnie.

Indem ich Ihnen, hochzuverehrende Frau Abtissin, mich ganz gehorsamst empfehle, habe ich die Ehre, zu sein

in aufrichtiger Ergebenheit und herzlichem Beileid Euer Hochwohlgeboren gehorsamster

Tangermann, Hauptmann.

Geschrieben, den 29. 10. 16.

Hochgeehrte Frau Abtissin!

.Herr Feldwebel Quente war ein sehr tüchtiger und eifriger

Soldat, in letzter Zeit Halbzugsführer, hatte sich sehr ausgezeichnet auf Pa­trouillen. Ich war in der letzten Zeit sehr oft mit Herrn Feldwebel Quente zusammen nnd haben uns über so manche Sachen aus der Prignitz unterhalten und zeigte uns hin und wieder seine großartigen Zeichnungen, die letzte, die uns Herr Feldwebel zeigte, war die Aussicht vom Hartmannsweilerkopf nach dem Großen Belchen und schwärmte immer sehr für sein Museum.

Es ist in den Tagen, wo die Enlscheidungskämpfe in der Champagne und in Nordfrankreich waren, hier unten in den Vogesen unsrerseits öfters an­gegriffen worden, um den Feind zu beschäftigen, damit der keine Truppen wegzog, um den in Nordfrankreich kämpfenden Truppen zu Hilfe zu kommen, weiter hatten unsere Angriffe keinen Zweck. Wir haben bei diesem Angriff sehr viele Verluste gehabt, die Franzosen vielleicht das 3 fache.

Hochachtungsvoll

Ihr untergebener

Fr. Kaping, Liebenthal (Ostprignitz).