Heft 
(1916) 1/2
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mehrere gefallen sind und Einer kürzlich vor Kowno schwer verwundet wurde, aber durch höchste ärztliche Hilfe dem Leben erhallen blieb, nach durchschossener Hals-Schlagader.

Einen Sohn, den Ältesten jetzt 42 jährigen habe ich seit Ausbruch des Krieges als Kriegsfreiwilligen an den Dardanellen, wo er als Techniker und Elektriker die telephonischen Verbindungen zwischen Forts eingerichtet hat und in Hand hält, seit ^ Jahr mit 3 Mann auf einsamer Berghöhe auf dem Dardanos in einem selbstgegrabenem Felsloche hausend, dem Granatfeuer der Flotte ausgesetzt. Mein Zweiter ist englischer Kriegsgefangener auf der Isle ok Nun und wird von uns mittelst regelmäßiger Sendung über das Nötigste hinaus unterhalten. Der Dritte ist Berufssoldat, vorläufig Fähnrich, 18 Jahre alt, an der Aisne und die halbe Zeit in relativ günstiger Feuerstellung, die andere Hälfte aber in dem zerschossenen llu Ville zur Führung eines ursprünglich belgischen Schnellfeuergeschützes zum Schutze der Infanterie gegen den 30 Meter entfernten Feind, von denen ein Kunstschütze die handtellergroßen Sehspiegel oberhalb des Schützengrabenrandes mit unfehlbarer Sicherheit abschießt und wo man nur nachts anders als auf dem Bauch liegend existiert.

In innigster Teilnahme an Ihrem Verluste und eigener Trauer verbleibe ich in aufrichtiger Verehrung

Ihr ganz ergebener

Eugen Bracht.

Berlin, 21. 10. 15.

Hochwürdige Frau Abtissin Hochverehrte, gnädige Frau!

.Mit Quente verlieren wir viel, besonders auf dem Gebiete der

Lokalforschung, die uns so not tut; was er für die Prignitz in so kurzer Zeit geleistet hat, wird und muß allseitig anerkannt werden. Seinem Gedächtnis werden wir am besten gerecht werden, wenn wir seine Schöpfung, das Heimat- Museum der Prignitz, nicht nur in seinem Bestände zu erhalten, sondern auch durch weiteren Ausbau der von ihm so glänzend und wirkungsvoll eingerichteten Organisation in Zukunft zu bereichern vermögen. Dieses Museum wird in erster Reihe dazu beitragen, den Namen Paul Orientes in der Vorgeschichts- Forschung dauernd zu erhalten.

In tiefer Betrübnis zeichne ich

mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst Hubert Schmidt.

Lichtenberg, 21. 10. 15.

Hochverehrte Frau Abtissin!

Heute erhielt ich die Nachricht von dem Heldentode Ihres lieben Pflege­sohnes. Trotzdem wir uns erst seit Ende vorigen Jahres kannten, waren wir uns einander nahe gekommen. Ihr Pflegesohn hatte so ein ruhig freundliches, festes Wesen. Bei ihm fand ich Rat, und nach dem Kriege wollte er mir mit seinen Studienerfahrungen zur Seite stehn. Er war der einzige der jetzigen Kosinnaschüler, der aus Begeisterung für unser Germanentum, nur aus dieser heraus, die mühsame Forscherarbeit leistete. Gerade sein gerades Wesen, er sagte zu jedem, wie er dachte, das hat ihm nicht viel Freunde eingetragen, zog mich zu ihm; war er doch auch durch sein Alter weit geklärter wie die andern. Ich hoffte in ihm einen väterlichen Freund finden zu können. Nun hat ihn unser Gott von uns genommen. Die Liebe zum Germanentum hat er mit seinem Blute besiegelt. O Gott, ich darf garnicht daran denken, seine ganze Arbeit liegt nun da, fast fertig. Wir dürfen ja nicht klagen, stumm sollen wir