Heft 
(1927) 1/2
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und dabei zerstörten älteren Ablagerungen. Der Geschiebemergel ist von der schlämmenden, d. h. nach Korngrößen sondernden Tätigkeit des Schmelz­wassers noch unberührt. Daher verschmutzt die Tonbeimengung die größeren Mergelbestandteile. Dieser der letzten Eiszeit ungehörige, in dünner Decke die älteren, vom Eisdruck gefalteten diluvialen Schichten bei Glindow überlagernde, obere Geschiebemergel zeigt hier eine bräunliche Verwitterungs­farbe (vergl. Nr. 57 unverwittert). Der Geschiebemergel ist infolge seines Gehaltes an Kalk, Phosphor, Kali und anderen Pflanzennährstoffen und infolge seiner Eigenschaft, nicht so rasch wie der Sand auszutrockneu, einer der landwirtschaftlich wertvollsten Böden der Mark. Seine weite Verbreitung bedingt blühenden Ackerbau nicht nur in der Mark, sondern auch in den angrenzenden Gebieten.

42. Geschiebesand. Kiesgrube am Eichberg bei Woltersdorf (nördlich Erkner).

Aus dem Geschiebemergel wurden durch das Schmelzwasser die Diluvial­sande ausgewaschen. Da der Ton ausgeschlämmt ist, sind oie Bestandteile des Sandes ohne weiteres erkennbar: Neben vielen andern Gemengteilen ist es in erster Linie Quarz, in zweiter Linie Feldspat, also die Haupt­bildner der zerriebenen Granite und anderen kristallinen Gesteine. Die einzelnen Qnarzkörner des Sandes sind hell wie das Fenster, das man von innen betrachtet (vergl. Granit). Der Diluvialsand besteht aber auch z. T. aus aufgearbeiteten älteren, besonders miozänen Landen, die ihrerseits aus kristallinem Gestein oder aus der Umlagerung noch älterer Sande hervorgingen. Der märkische Miozänsand (s. Nr. 2783) unterscheidet sich aber vom Dilnvialsand durch seinen Mangel oder seine Armut an Feldspat, weshalb der Diluvialsand im Gegensatz zu diesem auch als Spatsand bezeichnet wurde. Da Quarz mechanisch und chemisch viel wider­standsfähiger ist als Feldspat, verschiebt sich bei Verwitterung, Aufarbeitung oder Umlagerung eines solchen Sandes das Anteilverhültnis immer mehr zugunsten des Quarzes.

43. Diluvialtonmergel. Ende der vorletzten Eiszeit. Glindow bei Werder.

Der aus dem Geschiebemergel ausgeschlämmte Ton setzt hauptsächlich die diluvialen Tonlager zusammen. Letzten Endes ist er aus dem Feldspat entstanden, aus dem durch Verwitterung Kaolin hervorgeht und der ver­unreinigt und meist umgelagert den wichtigsten Bestandteil der Tone bildet. Diluvialtonmergel sind das am meisten verwendete Ziegelgut der Mark (Glindow usw.). Der Ton wird bei Glindow von spiegelnden Rutschflächen durchsetzt, eine Begleiterscheinung seiner dort erfolgten Auf­faltung durch seitlichen Eisdruck.

44. Tonmergel (Bänderton). Ziegelei an der Neuen Mühle nördl. Belzig.

Tonmergel ohne Fossilien kamen in den verschiedensten Abschnitten der Eiszeit zur Ablagerung. Daher ist ihre genauere Altersbestimmung oft unsicher. Bei Belzig ist der Tonmergel jünger als der vorletzte und älter als der letzte Geschiebelehm der dortigen Gegend. Solche Gesteine stellen den Niederschlag der feinsten Gletscherschmelzwassertrübe in ruhigem Wasser dar. Sie zeigen häufig wie im vorliegenden Stück eine feine Schichtung, die durch Einschaltung dünner Sandlagen entsteht: Bänderton. Bänder­tone, die am Ende der allerletzten Eiszeit entstanden, haben in Schweden eine genaue Datierung der Rückzugsdauer des Inlandeises von Schonen bis Lappland ermöglicht (97004700 v. Ehr.). Ablagerungsrhythmus von Winter- und Sommerschmelzwasser, sog. Warwen).

45. Talsand. Westufer des Flakensees nördl. Erkner.

Der Geschiebesand und -mergel ist vielfach wieder umgelagert worden. So sind die weiten Talebenen der sog. Urstromtäler bedeckt von Sanden, die die Schmelzwässer des Eises nach der herrschenden Auffassung aus den Gletscherablagerungen ausgeschwemmt haben.