248
Ueöer Land und Meer.
fest; in unsrer Gegend wenigstens. Die Globsower und Dagower gehen mit gutem Beispiel voran. Lauter gute Leute."
„Vielleicht. Aber schlechte Musikanten. Alle Menschen sind Wetterfahnen, ein bißchen mehr, ein bißchen weniger. Und wir selber machen's auch so. Schwapp, sind wir auf der andern Seite."
„Ja, schwach ist jeder, und ich mag mich auch nicht für alle und jeden verbürgen. Aber in diesem speziellen Falle. . . Selbst Koseleger schien mir voll Zuversicht und Vertrauen, als er am Donnerstag noch mit mir plauderte."
„Koseleger voll Vertrauen! Na, dann geht es gewiß in die Brüche. Wo Koseleger Amen sagt, das ist schon so gut wie letzte Oelung. Er hat keine glückliche Hand, dieser Ihr Amtsbruder und Vorgesetzter."
„Ich teile leider einigermaßen Ihre Bedenken gegen ihn. Aber was vielleicht mit ihm versöhnen kann, er hat angenehme Formen und durchaus etwas Verbindliches."
„Das hat er. Und doch, so sehr ich sonst für i Formen und Verbindlichkeiten bin, nicht für seine. ^ Man soll einem Menschen nicht seinen Namen vor- I halten. Aber Koseleger! Ich weiß immer nicht, ob er mehr Kose oder mehr Leger ist; vielleicht beides gleich. Er ist wie 'ne Baisertorte, süß, aber ungesund. Nein, Lorenzen, da bin ich doch mehr für Sie. Sie taugen auch nicht viel, aber Sie sind doch wenigstens ehrlich."
„Vielleicht," sagte Lorenzen. „Uebrigens hat Koseleger inmitten seiner Verbindlichkeiten und schönen Worte doch auch wieder was Freies, beinah' Gewagtes und ist mir da neulich mit Bekenntnissen gekommen, fast wie ein Charakter."
Dubslav lachte hell auf. „Charakter. Aber Lorenzen. Wie können Sie sich so hinters Licht ! führen lassen. Ich verwette mich, er hat Ihnen irgend was über Ihre ,Gaben' gesagt; das ist jetzt so Lieblingswort, das die Pastoren immer gegenseitig brauchen. Es soll bescheiden und unpersönlich klingen und sozusagen alles auf Inspiration znrückführen, für die man ja, wie für alles, was von oben kommt, am Ende nicht kann. Es ist aber gerade dadurch das Hochmütigste . .. War es so was? Hat er meinen klugen Lorenzen, eh' er sich als ,Charakter' ausspielte, durch solche Schmeicheleien eingefangen d"
„Es war nicht so, Herr von Stechlin. Sie thun ihm hier ausnahmsweise unrecht. Er sprach überhaupt nicht über mich, sondern über sich und machte mir dabei Konfessions. Er gestand mir beispielsweise, daß er sich unglücklich fühle."
„ Warum d"
„Weil er in Quaden-Hennersdorf deplaciert sei."
„Deplaciert. Das ist auch solch Wort; das kenn' ich. Wenn man durchaus will, ist jeder deplaciert, ich, Sie, Krippenstapel, Engelke. Ich müßte Präses von einem Stammtisch oder vielleicht auch ein Badedirektor sein, Sie Missionar am Kongo, Krippenstapel Kustos an einem märkischen Museum, und Engelke, nun der müßte gleich selbst hinein,
Nummer hundertdreizehn. Deplaciert! Alles bloß Eitelkeit und Größenwahn. Und dieser Koseleger mit dem Konsistorialratskinn! Er war Galopin bei 'ner Großfürstin; das kann er nicht vergessen, damit will er's nun Zwingen, und in seinem Aerger und Unmut spielt er sich aus den Charakter aus und versteigt sich, wie Sie sagen, bis zu Konfessions und Gewagtheiten. Und wenn er nun reüssierte (Gott verhüt' es), so haben Sie den Scheiterhaufenmann 60MM6 u kaut. Und der erste, der 'rauf muß, das sind Sie. Denn er wird sofort das Bedürfnis spüren, seine Gewagtheiten von heute durch irgend ein Brandopser wieder wett zu machen."
Unter diesem Gespräche waren sie schließlich aus dem Walde heraus und näherten sich einem beinah' meilenlangen und bis an den Horizont sich ausdehnenden Stück Bruchland, über das mehrere mit Kropfweiden und Silberpappeln besetzte Wege strahlenförmig aus Rheinsberg zuliefen. Alle diese Wege waren belebt, meist mit Fußgängern, aber auch mit Fuhrwerken. Eins davon, aus gelblichem Holz, das hell in der Sonne blinkte, war leicht zu erkennen.
„Da fährt ja Kahler," sagte Dubslav. „Ueber- rascht mich beinah'. Es ist nämlich, was Sie vielleicht noch nicht wissen werden, wieder was einpassiert; er schickte mir heute früh einen Boten mit der Nachricht davon, und daraus schloß ich, er würde nicht zur Wahl kommen. Aber Ermyntrud mit ihrer grandiosen Pflichtvorstellung wird ihn wohl wieder fortgeschickt haben."
„Ist es wieder ein Mädchen?" fragte Lorenzen.
„Natürlich, und zwar das siebente. Bei sieben (freilich müssen es Jungens sein) darf man, glaub' ich, den Kaiser zu Gevatter laden. Uebrigens sind auch mehrere tot, und alles in allem ist es wohl möglich, daß sich Ermyntrud über das beständige ,bloß Mädchen' so ihre Gedanken macht."
(Fortsetzung folgt.)
's Kammer!.
(Niederösterreichisch.)
Rammerl, a schmal's,
Und ob'n stößt ma' sih an,
Und a Tischt steht drin Und a Trncha knapp dran.
An der Utaner ganz hint'
Lsängan Leibeln und Rock',
Im Fenster san Bluman,
Nit mehr wia zwoa Stöck'.
Und a Bett is noh z'sehg'n Und a Sxiagerl, a ktoans,
Denn das Rammerl, das g'hört !)alt eb'n grad ner für oans.
So armseli' als 's is,
Ih bring's nit aus mein' Sinn,
Denn a kstmmerl is 's doh,
's schlaft a Lngerl ja drinn.
M G. Srimbergcr.