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Walter Schott und leine Werke.
Schott ist glücklicherweise vor eine sehr dankbare Aufgabe gestellt worden. Er führt, wie oben schon gesagt, Albrecht den Bären als ersten Markgrafen von Brandenburg, als den gerüsteten Verfechter des Christentums, in überlebensgroßer Figur vor.
Die Anordnung jeder Gruppe der Siegesallee soll so getroffen werden, daß ein von einer hohen Hecke hinten halbrund ge- schlossenerPlatz in seiner Mitte das Standbild auf schlichtem Postament mit Inschrift erhält. Eine halbrunde Marmor- bank schmiegt sich der grünen Laubcoulisse an; sie wird durch das erwähnte Hermenpaar in drei Teile gegliedert. Die Bank mit ihren ornamentierten abschließenden Wangen, die Postamente der Statue und der beiden Büsten erhalten den historischen Stil des durch die Marmorgrnppe vergegenwärtigten Zeitalters. Schott hat hier einen herrlichen Fürstentypus des Mittelalters geschaffen, ihm eine großartige Haltung, edle, aber etwas scharf und hart geschnittene Züge und einen sehr beredten Ausdruck der Mienen gegeben, während er in den beiden Bischofsköpfen ganz verschiedenartige Typen älterer
Prälaten, höchst interessante Physiognomien von überzeugender Wahrheit bot, die zugleich — wohl um den Kontrast zu dem hochgeborenen Fürsten zu verstärken — die niedere bäuerische Herkunft nicht verleugnen. Ich meine, diese so kraftvoll behandelte Gruppe, von der unsre Leser die Hauptstücke vor Augen haben, wird auch später in Marmor an Ort und Stelle ihre außerordentliche Bildwirkung nicht verleugnen. Was aber den ganzen statuarischen Cyklus der Siegesallee betrifft, so wäre es
durchaus verfehlt, hier den Maßstab des Reinkünstlerischen anzulegen. Er dürfte, wenn das übrige an die Leistung von Schott wenigstens annähernd heranreicht, sicherlich das großartigste Denkmal der höfischen Kunst unsrer Zeit werden.
Zum Schluß gestatte der freundliche Leser nur noch einen flüchtigen Hinweis auf ein paar Arbeiten Schotts,
die ohne Zusammenhang mit den oben besprochenen stehen. Seine anmutige allegorische Gruppe: „Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte thnt", dargestellt durch ein junges Weib und ein Kind, die Weintrauben spenden, gehört jener früheren Thä- tigkeit an, als er noch ziemlich stark unter Vegas' Einfluß stand. Zwei seiner köstlichen weiblichen Akt- siguren tragen Bezeichnungen, wie „Erblüht", ein pausbäckiger Herkulesknabe, der gespreizt dastehend zwei Schlangen erwürgt, ein reichmontiertes Jagdhorn mit sehr geschmackvollen Details, und endlich das Modell der bekannten Denkmünze der Centenarfeier für Kaiser Wilhelm den Großen — das sind nur einige weitere Proben der Geschicklichkeit und Vielseitigkeit des Künstlers, die uns noch manche
herrlich gereifte Frucht und ihm selbst eine an ehrenvollen Erfolgen reiche Zukunft versprechen.
S p r: rr ch.
Was trägst du so dem großen Manne nach Die kleine Blöße?
Vielleicht hat die manch Kleiner nicht, doch ach! Auch keine Größe. A. Stier.
Kaiser Wilhelm II.