Heft 
(1897) 08
Seite
263
Einzelbild herunterladen

263

Walter Schott und leine Werke.

Schott ist glücklicherweise vor eine sehr dankbare Aufgabe gestellt worden. Er führt, wie oben schon gesagt, Albrecht den Bären als ersten Markgrafen von Brandenburg, als den gerüsteten Verfechter des Christentums, in überlebens­großer Figur vor.

Die Anordnung jeder Gruppe der Siegesallee soll so getroffen werden, daß ein von einer hohen Hecke hinten halbrund ge- schlossenerPlatz in seiner Mitte das Standbild auf schlichtem Postament mit Inschrift er­hält. Eine halb­runde Marmor- bank schmiegt sich der grünen Laubcoulisse an; sie wird durch das er­wähnte Her­menpaar in drei Teile ge­gliedert. Die Bank mit ihren ornamentierten abschließenden Wangen, die Postamente der Statue und der beiden Büsten erhal­ten den histo­rischen Stil des durch die Marmorgrnppe vergegenwär­tigten Zeital­ters. Schott hat hier einen herrlichen Für­stentypus des Mittelalters geschaffen, ihm eine großartige Haltung, edle, aber etwas scharf und hart geschnittene Züge und einen sehr beredten Ausdruck der Mienen gege­ben, während er in den bei­den Bischofs­köpfen ganz ver­schiedenartige Typen älterer

Prälaten, höchst interessante Physiognomien von über­zeugender Wahrheit bot, die zugleich wohl um den Kontrast zu dem hochgeborenen Fürsten zu verstärken die niedere bäuerische Herkunft nicht verleugnen. Ich meine, diese so kraftvoll behandelte Gruppe, von der unsre Leser die Hauptstücke vor Augen haben, wird auch später in Marmor an Ort und Stelle ihre außerordent­liche Bildwirkung nicht verleugnen. Was aber den ganzen statuarischen Cyklus der Siegesallee betrifft, so wäre es

durchaus verfehlt, hier den Maßstab des Reinkünstlerischen anzulegen. Er dürfte, wenn das übrige an die Leistung von Schott wenigstens annähernd heranreicht, sicherlich das großartigste Denkmal der höfischen Kunst unsrer Zeit werden.

Zum Schluß gestatte der freundliche Leser nur noch einen flüchtigen Hinweis auf ein paar Arbeiten Schotts,

die ohne Zu­sammenhang mit den oben besprochenen stehen. Seine anmutige alle­gorische Grup­pe:Die Linke soll nicht wissen, was die Rechte thnt", darge­stellt durch ein junges Weib und ein Kind, die Weintrau­ben spenden, gehört jener früheren Thä- tigkeit an, als er noch ziem­lich stark unter Vegas' Einfluß stand. Zwei seiner köstlichen weiblichen Akt- siguren tragen Bezeichnungen, wieErblüht", ein pausbäckiger Herkulesknabe, der gespreizt dastehend zwei Schlangen er­würgt, ein reichmontiertes Jagdhorn mit sehr geschmack­vollen Details, und endlich das Modell der bekannten Denkmünze der Centenarfeier für Kaiser Wil­helm den Gro­ßen das sind nur einige wei­tere Proben der Geschicklichkeit und Vielseitig­keit des Künst­lers, die uns noch manche

herrlich gereifte Frucht und ihm selbst eine an ehrenvollen Erfolgen reiche Zukunft versprechen.

S p r: rr ch.

Was trägst du so dem großen Manne nach Die kleine Blöße?

Vielleicht hat die manch Kleiner nicht, doch ach! Auch keine Größe. A. Stier.

Kaiser Wilhelm II.