Heft 
(1897) 08
Seite
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Ueber Land und Meer.

Hafen von Chemulpo.

durch die (thatsächlich übrigens in jeder Weise gerechtfertigte) Aufnahme unter die vierzig Unsterblichen.

Zola hat in feinen dichterischen Werken (denn der Name von solchen kommt allen seinen Romanschöpfungen zu) die Wirklichkeit des Lebens vielleicht rückhaltloser als ein andrer geschildert, und er ist nie davor zurückgeschreckt, in den Bereich seiner Darstellung auch das Häßliche und Abstoßende hineinznziehen, allein die Darstellung der letzteren Art ist ihm nie Selbstzweck, und bei aller Freiheit, mit der er das Sinnenleben des Menschen auch in seinen Aus­schreitungen zur Anschauung bringt, hätte der Autor der Nana" und deskot-bouille" seine erste schlüpfrige, das heißt unsre Phantasie zu einer unlauteren Vorstellung anreizende Zeile noch zu schreiben.

Der naturalistische Roman, wie er von Zola zu seiner höchsten Entwicklung gebracht worden ist, datiert nicht von heute oder gestern, sondern: geht in seinen ersten Anfängen bis auf die Wende zwischen dem vorigen und dem gegen­

wärtigen Jahrhundert zurück. Seine Begründer sind Stendhal und Balzac, denen sich Flaubert, die beiden Gon- conrt, sowie der kürzlich verstorbene Daudet, Huysmans und Zola anschlossen. Letzterer hat die Entwicklungsgeschichte desselben in einer Reihe reizender Essays gegeben (in deutscher Uebersetzung von Lea Berg unter den: TitelDer naturalistische Roman in Frankreich", Stuttgart, Deutsche ! Verlags-Auftakt). Hervorgerufen wurde die neue Form ! der erzählenden Dichtung durch die Veränderung der Welt- und Lebensanschauung, wie sie im vorigen Jahrhundert dem Wirken der Encyklopädisten und uni die Mitte des gegenwärtigen den: staunenswerten Aufschwünge der exakten Wissenschaften folgte. Wenn die ältere Roinandichtnng den Menschen als eii: isoliertes Wesen, gleichsam als eine von eintönigen: Hintergrund sich abhebende Silhouette hingestellt und ihn nur in idealer Gestalt, entweder als absolut gut oder absolut böse gekannt hatte, zeigt die neuere Schule ihn so, wie die moderne Wissenschaft ihn zu betrachte«

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Schauspieler im Bühnmkostüm.