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Der Weidkopf.
gurrt, im Herbst und Winter dluele silvar trvist und reck pulurer; auch 8uuä- und einuaurou W'*) nimmt die Asche gern, ebenso künstliche wie natürliche Heuschrecken. Man trachte vor allem, die Fliege möglichst leicht auf die Oberfläche des Wassers zu werfen, und hüte sich, in allzu große Nähe desselben zu kommen. Ein leichtes Kräuseln des Spiegels kündigt den Fisch au, der den Köder ungemein vorsichtig und schnell nimmt, so daß der Anhieb (der Ruck mit der Hand) im Augenblicke zu geschehen hat, wo man die Asche blitzen sieht, sonst versäumt man den entscheidenden Moment. Ein Fehlruck hat allerdings nicht so viel zu sagen wie etwa bei der Forelle, denn die Asche steigt nach derselben Fliege auch ein zweites und drittes Mal, ja sogar noch öfter auf. Fühlt sie sich gefangen, so wehrt sie sich verzweifelt, schießt wie toll ins Weite oder springt meterhoch aus dem Wasser und dreht sich um sich selbst, so daß sie das Vorfach oft greulich verwickelt, aber sie beruhigt sich ziemlich schnell. Da sie sehr weichmäulig ist, besonders an der Unterlippe, muß sie behutsam „getrillt" (ans Land gezogen) werden, damit der Angelhaken den Rachen nicht durchschneidet und ausreißt. Man suche daher den gefangenen Fisch bei gespannter Schnur, die man nachläßt und wieder einzieht, in angemessener Entfernung vom Lande zu ermüden, bringe ihn dann stromabwärts immer näher zum Ufer, bis man ihn so weit hat, um ihn vorsichtig mit dem Haudnetze (Landungsnetz, Kescher) herauszuholen. Manche führen aus Bequemlichkeit dieses nützliche Instrument nicht mit; in diesem Falle, und flaches Ufer vorausgesetzt, hat man nur nötig, den gefangenen Fisch aus dem Wasser ins Trockene zu schleifen, wobei die Schnur immer gespannt bleiben und die Gerte senkrecht hochgehalten werden muß. Immerhin gehen verhältnismäßig viele Aschen aus diesem oder jenem Grunde dem Fischer noch vom Haken verloren. Mit Erfolg werden auch natürliche Insekten, wie Juni- oder Brachkäfer, kleine Heuschrecken und Stubenfliegen, der künstlichen Fliege angehängt; die Asche behält, auf keine Täuschung gefaßt, einen solchen Köder länger im Rachen als den künstlichen, und man verfehlt dadurch nicht so häufig das Anhauen. Fliegt durch den Wurf der natürliche Köder ab, so bleibt immer noch der künstliche als Reserve. Ein sehr guter Köder sind nach W. Bischoffs Anleitung zur Angelfischerei die „Bladen", die man zu diesem Zwecke in Ochsenleber oder auch in faulem Fleische erzieht, indem man diese Substanzen einige Zeit der Sonne aussetzt. Ein vorzüglicher Köder ist ferner der Laich andrer Fische, wie zum Beispiel von Salmeu, der, in blechernen Büchsen verpackt, zu diesem Zwecke in England verkauft wird. Man bricht von diesem präparierten Laich, der nicht riechend werden darf, ein Stückchen los und befestigt es an einein ganz kleinen Haken, den mau mit einem Senkblei ganz nahe an dem Grund des Wassers zu erhalten sucht.
Größere Exemplare von Aschen fängt man auch mit kleinen Pfrilleu oder Ellritzen; ebenso kann mau in manchen Gewässern und bei trüber Flut durch Heben und Senken mit einer künstlichen, bleibeschwerten Kohlraupe (eroepsr) oder Grashüpfer vorzügliche Fangresultate erzielen.
Die Asche ist, wie schon erwähnt, ein äußerst wohlschmeckender Fisch, bei dem aber die Zubereitung sehr ins Gewicht füllt. Ich hoffe, den verehrten Hausfrauen, denen diese Zeilen in die Hände kommen, mit einer kleinen Anleitung zur Zubereitung, die ich dem oben citierteu Werke Bischoffs entnehme, dienlich zu sein. Hat auch der Herr Gemahl die Asche gefangen, so wird sie doch erst unter der sachverständigen Behandlung der Hausfrau zu dem, was sie sein soll: ein delikater Leckerbissen.
Bald nach dem Fange in Salzwasser gesotten, ist die
') Alle diese künstlichen Fliegen, auch in Deutschland in Fachkreisen nur unter dem englischen Namen bekannt, sind in jeder besseren Angelgerätehandlung erhältlich.
Asche nugemein schmackhaft. Meistens wird sie übrigens ^ gebraten. Nach dem Ausnehmen des Fisches werden au den ! Seiten in zollweiter Entfernung kleine Einschnitte in das ! Fleisch gemacht. Der Fisch wird mit Pfeffer und Salz,
^ auch etwas kleingestoßenen Wacholderbeeren tüchtig eingerieben, alsdann auf einem guten Kohlenfeuer auf dein Roste oder in der Pfanne gebraten. Von Zeit zn Zeit ^ beträufelt man den Fisch mit etwas geschmolzener Butter, ! brät ihn sehr schnell und träufelt beim Anrichten Zitronensaft darüber. In manchen Küchen ist es beliebt, dem Fisch eine Fülle von gehackter Petersilie und Zitronenschale in die Pfanne mitzugeben.
> Der Ueiökopf.
Den: Hertslets Sammlung von „Treppenwitzen der ^ Weltgeschichte" ist auch ein altes Berliner Wahr- ^ zeichen erwähnt, der sogenannte „Neidkops". Die „Gartenlaube" des Jahrgangs 1875 enthielt eine Abbildung des ^ Neidkopfes, wie er noch Ende des Jahrhunderts die Rokokofassade des Hauses Nr. 38 in der Heiligengeiststraße zn Berlin schmückte; seitdem ist er in ein Berliner Museum gewandert. Die Abbildung zeigt einen rokokomäßig frisierten i und drapierten Frauenkopf, in einer Nische über dem j Hauseingang naiv die Zunge reckend, soviel sich erkennen j läßt, mit der Front nach dem Gegenüber. Das sonder- j bare Bildwerk scheint bei den Berlinern ehedem in be- j sonderer Gunst gestanden zu haben, denn als seine Beseitigung oder anderweite Aufstellung in Frage stand, wurden Behörden, ja selbst die königliche Autorität ins Spiel gezogen. Was die „Gartenlaube" von dem Bilde erzählt, ist nichts als freie Phantasie, aufgebaut auf der Volksbezeichnung „Neidkopf". Da soll ein gegenüber wohnender Goldschmied seinen Neid auf den glücklichen Besitzer des Kopfhauses durch Grimassen und so weiter kundgethau und Friedrich Wilhelm I., jener König, der zu jeder derben Anekdote heraugezogen wird, dein Gekränkten das Recht verliehen haben, die beleidigende Fratze aufzustelleu. Es gliedert sich hieran die Erläuterung, woher der „Neid" stamme, von einem Tafelservice nämlich, das wieder mit dem König in Verbindung gebracht wird; das Histörchen, vom Verfasser des Aufsatzes selber in allen Einzelheiten auf Grund sicherer Daten widerlegt, kennzeichnet sich auch selbst zur Genüge als sogenannte ätiologische Kombination, eine der beliebten Erklärungen, wie sie ans dem überlieferten Namen heraus- gesponneu werden.
Mehrere Jahre, ehe er Hertslet gelesen, ging der Verfasser dieser Zeilen in jener alten Schwesterstadt des breis- gauischen Freiburg, der den Schwarzwald mit ihrem Mauer- riug und kreuzförmigen Straßeuplan krönenden Gründung Bertholds von Zähringen, der brunnenberühmten, türmestolzen, luftklareu, subalpin umblühten badischen Amtsstadt Villingeu pslastertreten, eine der schwierigsten Kulturaufgaben übrigens, der ein unbeuageltes Sohlleder unterzogen werden
> kann. Langeweile ließ den Blick an geringsten Dingen hasten.
' So fiel ihm namentlich auf, wie zielbewußt das Fensterwesen hier ausgebildet ist, hier, uw bis vor hundert Jahren noch alle möglichen, der Sündflut neuer Zeit entflohenen Mönchs-, Nonnen- und Ritterorden, Patrizier- und Adelsgeschlechter Altsitz und Hochburg hatten; allem Neuen indes,
j was die damals lebhaften Handelsstraßen nach Villingeu ^ brachten, scheinen die Bewohner ihr Interesse nie verschlossen zu haben.
Die sägenförmige Anordnung der Häuser in den beiden senkrecht sich kreuzenden Hauptstraßen hat schon manchem Fremdling Anlaß zu Fragen gegeben. Die Häuser stehen nicht in gerader Front, vielmehr vergleichbar einem schiefgeschobenen Spiel Karten, jedes so, daß es seinen einen Nachbar, das nach dem Stadtthor zu stehende Haus, um